Perth/London – Sogenannte Schnelle Radioblitze (Fast Radio Bursts) gehören zu den Phänomenen im All, deren Ursprung nach wie vor rätselhaft ist. Dabei handelt es sich um gewaltige Ausbrüche im Bereich der Radiostrahlung, die nur ein paar Millisekunden währen, dabei aber Schätzungen zufolge auf einen Schlag so viel Energie freisetzen können wie unsere Sonne in 80 Jahren.

Bekannt ist das Phänomen erst seit 2006/2007. Weitgehende Einigkeit herrscht unter Astronomen bislang nur darüber, dass die Quellen dieser Ausbrüche außerhalb unserer Milchstraße liegen. Wie weit sie entfernt sind, wie sie sich im Universum verteilen und letztlich wie häufig sie vorkommen, ist aber nach wie vor offen.

Was die Häufigkeit solcher Blitze anbelangt, verändert eine aktuelle Studie die bisherigen Statistiken beträchtlich. Australische Astronomen stellten im Fachmagazin "Nature" nun gleich 20 bisher nicht registrierte Blitze vor. Damit verdopple sich die Zahl der seit der Entdeckung des Phänomens aufgezeichneten Blitze nahezu, erläuterte das Internationale Zentrum für Radioastronomie-Forschung ICRAR in Perth.

Himmelsdurchmusterung

Forscher um Ryan Shannon von der Swinburn-Universität in Melbourne und Jean-Pierre Macquart von der Curtin-Universität in Perth hatten mit dem aus 36 Einzelteleskopen bestehenden Observatorium Australian Square Kilometre Array Pathfinder (ASKAP) systematisch nach Schnellen Radioblitzen gesucht.

Das Team beobachtete mit mehreren der Einzelteleskope gleichzeitig und konnte damit einen Himmelsbereich abdecken, der rund tausendmal größer war als der Vollmond. Dabei zeichneten sie zwischen Jänner 2017 und Februar 2018 20 Schnelle Radioblitze auf.

Neue Erkenntnisse

Die Analyse bestätigte nicht nur, dass die Blitze aus den Tiefen des Alls kommen und zufällig über den Himmel verteilt sind. Sie zeigte auch, dass sich die Blitze auf ein tausendstel Grad genau am Himmel lokalisieren lassen. Als Nebenprodukt eröffnet dies einen neuen Weg zur Untersuchung der Materie zwischen den Galaxien. Denn jedes Mal, wenn ein Radioblitz auf seinem Weg eine intergalaktische Gaswolke passiert, wird seine Strahlung bei verschiedenen Wellenlängen unterschiedlich stark abgebremst.

"Wenn der Blitz schließlich die Erde erreicht, kommt die Spanne seiner Wellenlängen zu leicht unterschiedlichen Zeiten an, wie Schwimmer an der Ziellinie", erläuterte Macquart. "Die genaue Zeitmessung bei der Ankunft der verschiedenen Wellenlängen verrät uns, wie viel Material der Blitz auf seiner Reise durchquert hat. Und da wir gezeigt haben, dass die kurzen Radioblitze von sehr weit weg kommen, können wir sie benutzen, um die bisher fehlende Materie zwischen den Galaxien zu detektieren, was eine wirklich spannende Entdeckung ist."

Offene Fragen

Nach wie vor ungeklärt bleibt trotz der neuen Erkenntnisse, was die Schnellen Radioblitze eigentlich auslöst. Hier gehen die Vermutungen von Astronomen weit auseinander: Eine Möglichkeit wäre die Kollision von besonders dichten Objekten wie Schwarzen Löchern oder Neutronensternen, eine andere sogenannte Hyperflares auf Pulsaren mit besonders starkem Magnetfeld. Selbst Spekulationen über einen künstlichen Ursprung – mit außerirdischen Zivilisationen als Verursacher – gibt es. (APA, red, 12. 10. 2018)