Unter Verdacht: Brügge-Trainer Ivan Leko.

Foto: imago/Pro Shots

TV-Teams formieren sich vor dem Trainingszentrum von Anderlecht.

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Brüssel – Drei mutmaßliche Schlüsselfiguren im belgischen Fußball-Skandal sollen noch am Donnerstag einem Richter vorgeführt werden. Bei einer Großrazzia am Mittwoch waren die Spielerberater Mogi Bayat und Dejan Veljkovic festgenommen worden, die Medienberichten zufolge als zentrale Akteure der Affäre gelten, in der es um Geldwäsche, Korruption und organisierte Kriminalität geht.

Auch Trainer Ivan Leko musste die Nacht in einer Zelle verbringen. Der Coach von Meister FC Brügge soll ebenfalls noch am Donnerstagnachmittag vor einem Richter erscheinen. Der ehemalige Anderlecht-Manager Herman Van Holsbeeck soll Berichten zufolge hingegen wieder auf freiem Fuß sein. Auch am Tag nach der aufsehenerregenden Razzia sind viele Fragen offen. Unter anderem: Wurden tatsächlich Spiele der höchsten belgischen Liga manipuliert?

"Katastrophe für den Sport"

Viele Medien zeigten sich entsetzt über das Ausmaß der Vorwürfe. Als eine "Katastrophe für den Sport" bezeichnete etwa die Tageszeitung "Het Nieuswblad" die Vorgänge. Die Zeitung "Le Soir" nannte die Polizeiaktion "beispiellos" und zitierte einen Insider mit den Worten: "Im belgischen Fußball gibt es nur eine Regel: Es gibt keine Regel."

Nach den begeisternden Auftritten der Nationalmannschaft bei der WM in Russland schwinge das Pendel nun besonders heftig zurück, hieß es. Von den Nationalspielern des WM-Dritten spielt allerdings kaum einer in Belgien. Das Auswahlteam empfängt am Freitag in der Nations League die Schweiz. Für Donnerstagnachmittag (15.00 Uhr) hatte die Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz angesetzt.

Dutzende Gebäude durchsucht

Die Polizei hatte am Mittwoch Dutzende Gebäude in Belgien und im Ausland durchsucht, Dokumente beschlagnahmt und Personen festgenommen. Von den Ermittlungen sind Topclubs der ersten belgischen Liga wie der RSC Anderlecht, Standard Lüttich und der FC Brügge betroffen, aber auch Spielerberater, Schiedsrichter und Journalisten.

In einer ersten Mitteilung sprach die belgische Bundesstaatsanwaltschaft unter anderem vom Verdacht auf eine "mögliche Beeinflussung von Wettbewerben" in der Saison 2017/2018. Inwiefern das jedoch der Fall ist und ob der Skandal auch ausländische Ligen betrifft, ist bisher noch unklar. Im Zuge der Ermittlungen waren auch 13 Gebäude in Frankreich, Luxemburg, Zypern, Montenegro und Mazedonien durchsucht worden. (APA; 11.10.2018)