Von der Presse werden Prinzessin Eugenie und ihr zukünftiger Mann Jack Brooksbank als "mindere Royale" bezeichnet.

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Den royalen Fans ist egal, wer heiratet: Hauptsache es wird geheiratet.

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London – Wohnt nicht allen Festen ein Zauber inne? Zumal wenn es um eine Hochzeit geht und die ausrichtende Familie die Windsor-Dynastie ist. Bekanntlich verstehen sich die Briten wie kaum jemand sonst auf die Eleganz und den Glamour, mit denen die Monarchie ihre Existenz rechtfertigt.

Fans werden also auf ihre Kosten kommen am Freitag, wenn die Neunte der britischen Thronfolge ihren Schatz zum Altar führt. Zwar reicht der Starfaktor von Prinzessin Eugenie, jüngere Tochter von Prinz Andrew und damit Enkelin der Queen, nicht an Meghan Markle heran. Aber vieles andere wird doch auch an die rauschende Gala erinnern, mit der das Königshaus sich im Mai feierte. Das reicht vom Schauplatz, der Schlosskirche von Windsor, über die Blumenkinder, darunter Williams und Kates Kinder George und Charlotte, und einen begeisterungsfähigen schwarzen Geistlichen bis hin zur Kutschfahrt durch das Städtchen westlich von London. Auch dürfen wiederum 1200 Königsbegeisterte den Kirchplatz bevölkern – und beim anschließenden Empfang feiert auch diesmal das Ehepaar Clooney mit den Frischvermählten.

Hierarchische Institution

Freilich bleiben Monarchie und anglikanische Staatskirche, bei aller volksnahen Modernisierung, doch konservierende, hierarchische Institutionen. Dementsprechend gibt es auch Unterschiede zwischen den Hochzeiten. Während bei Harry und Meghan der höchste anglikanische Geistliche, der Erzbischof von Canterbury, persönlich die Trauung vornahm, fällt diese Rolle diesmal dem Domdekan von St. Georg, David Conner, zu. Immerhin assistiert ihm die Nummer zwei der englischen Anglikaner, der aus Uganda stammende John Sentamu. Dass der Erzbischof von York für die Tochter des Herzogs von York betet, leuchtet ja auch ein.

Deutlich brutaler fällt die Hierarchisierung bei den Londoner Medien aus. Wenn sie sich denn überhaupt für die 28-jährige Eugenie und ihren Bräutigam, den Nachtclubmanager Jack Brooksbank, interessieren, kommt es leicht zu Gemaule: Ob denn, hat beispielsweise die staatstragende Times ihre Leserschaft gefragt, die Öffentlichkeit wirklich die Sicherheitsrechnung für das Fest einer "minderen Royalen" zahlen müsse.

Privatfernsehen statt BBC

Da erinnern sich Aufmerksame leicht an die Vorgeschichte von Eugenies Eltern. Über Andrew, den Lieblingssohn von Queen Elizabeth II, und seine geschiedene Frau Sarah Ferguson haben die steiferen Mitglieder der Palasthierarchie schon immer gern die Nase gerümpft.

Das wird bei den royalen Fans vor Ort und hunderttausenden vor den TV-Schirmen – diesmal überträgt aber nicht die BBC, sondern der Kommerzsender ITV – am Freitag gewiss keine Rolle spielen. Sie werden dem jungen Paar an ihrem besonderen Tag von Herzen Glück wünschen. Die Sorge über den Alltag in den niederen Rängen der Thronhierarchie kommt früh genug. (Sebastian Borger, 12.10.2018)

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