Nektarsammeln ist buchstäblich das Tagesgeschäft von Bienen und Hummeln – eine Sonnenfinsternis bringt es zum Erliegen.
Foto: Susan Ellis, Bugwood.org

Washington – Am 21. August 2017 blickten US-Amerikaner gebannt in den Himmel: Es war die Sonnenfinsternis mit dem wohl größten medialen Begleitzirkus aller Zeiten. Und während Bonnie Tyler auf einem Kreuzfahrtschiff so passend wie nie ihren alten Hit "Total Eclipse of the Heart" schmetterte, wurde es andernorts ganz still. Bienen und Hummeln, die zu dieser Tageszeit normalerweise fleißig Nektar und Pollen sammeln würden, stellten ihre Aktivitäten vorübergehend komplett ein.

Nicht nur für Medien, auch für die Wissenschaft war die Eklipse ein gefundenes Fressen. Zahlreiche Forschungsprojekte wurden vorbereitet, um Begleiterscheinungen einer totalen Sonnenfinsternis zu studieren. Dazu gehörten auch Entomologen der University of Missouri, die ihre Erkenntnisse nun im Fachjournal "Annals of the Entomological Society of America" vorstellten.

Licht aus, Ruhe geben

Das Forscherteam um Candace Galen hatte im Vorfeld der Eklipse ein System zur akustischen Überwachung von Nektarsammelplätzen ausgearbeitet. Mit Hilfe von Freiwilligen – insgesamt waren über 400 Menschen im Einsatz – wurden die winzigen Mikrophone nun an solchen Plätzen entlang des Kernschatten-Pfads ausgebracht, von Oregon über Idaho bis Missouri.

Vorab war man davon ausgegangen, dass die Aktivität der Bienen mit der Verdunkelung der Sonne kontinuierlich zurückgehen würde. Stattdessen blieben die Tiere zur Überraschung der Forscher lange Zeit weitgehend normal aktiv. Als die Totalitätsphase erreicht wurde, endete das Gesumm aber wie auf Kommando, berichtet Galen. Nur eine scheint dieses nicht vernommen zu haben: Von allen beteiligten Messstationen wurde während der Totalität nur das Summen einer einzigen Biene aufgezeichnet.

In den Phasen kurz vor und nach der Totalität war das Flugverhalten jedoch ein anderes als bei vollem Licht. Die einzelnen Flugphasen waren dann länger, was die Forscher als Zeichen für geringeres Flugtempo werten. Auch während einer normalen Dämmerung sind Bienen langsamer unterwegs – eine Eklipse scheint bei ihnen also dasselbe Verhalten auszulösen wie der Tageswechsel. Der äußere Reiz überwiegt bei Bienen offenbar die innere Uhr: eine Erkenntnis, die laut Galen neu war. (red, 13. 10. 2018)