Die Königin der Persiflage schlüpft in viele Rollen.


Foto: Markus van der Man

Zu den nützlichsten Missgeschicken der Menschheitsgeschichte gehört zweifelsfrei die Entdeckung des Penicillins: Der Unachtsamkeit des Schotten Alexander Fleming haben wir es zu verdanken, dass sich auf seiner vergessenen Schale mit Staphylokokken ein bakterientötender Schimmelpilz bilden konnte, der schon bald Leben retten sollte.

Zu den entbehrlichen "Missgeschicken" aus jüngerer Zeit gehört hingegen, dass es Katzen geben soll, die irrtümlich über Computertastaturen laufen und dabei Hassnachrichten an eine ehemalige Grünen-Abgeordnete schicken. Zwischen diesen beiden Polen der Fehlbarkeit agiert Nadja Maleh in ihrem neuen Kabarettprogramm Hoppala! – ein Abend, mit dem sie Kenner ihrer Kunst nicht groß überraschen, aber doch umfassend zufriedenstellen wird. Routine, ganz ohne jedes Hoppala.

Bei der Premiere in der Wiener Kulisse gab sich die 46-Jährige einmal mehr als Königin der satirischen Persiflage zu erkennen: Da sind Figuren wie die naive Kindergartenpädagogin, die den Kleinen erklärt, Rotkäppchen sei an ihrem Schicksal selbst schuld, weil sie den bösen Wolf mit ihrem kurzen Rock gereizt habe. Da gibt es die Youtube-Influencerin mit Bibi-Piepsstimme, die zwischen Schmink- und Smoothie-Tipps auch ein Herz für arme Kinder in Afrika hat, diese aber schon auch um ihre Schlankheit beneidet. Und es gibt indische, ungarische, italienische, französische oder deutsche Lebensberaterinnen, die erklären, wie mit den Männern am besten zu verfahren sei.

Malehs Spezialität ist es, aus der geistigen Beschränktheit ihrer Figuren heraus feministische Botschaften zu entwickeln. Das tut sie als starke Sängerin wie immer auch im Lied: Die Geschichte von Adam und Eva (ein einziges Hoppala) wird etwa zum Austropopmedley über Unstimmigkeiten bei der gottgewollten Verpartnerung.

Abwechslungsreich, politisch klug und trotzdem nie übertrieben moralisierend. Ein weiteres gutes Programm der Hausmarke Maleh. (Stefan Weiss, 11.10.2018)