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Der Ätna ist nicht geneigt, Ruhe zu geben: Diese Eruption liegt noch keine zwei Monate zurück.
Foto: AP Photo/Salvatore Allegra

Kiel – Als nach wie vor aktiver Vulkan wird der auf Sizilien liegende Ätna intensiv überwacht. Dabei zeigen satellitengestützte Messungen seit einiger Zeit, dass nicht alle Hänge des Vulkans stabil sind – der Südosthang befindet sich in einem Prozess des langsamen Abrutschens in Richtung Meer. Beim aktuellen Tempo ist das kein Problem, eine plötzliche Beschleunigung könnte jedoch einen Tsunami auslösen, der schwerwiegende Folgen für die gesamte Region hätte. Entsprechend genau wird der Vulkan von Wissenschaftern und Behörden im Auge behalten.

Neue Daten liefert nun das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Mithilfe eines neuartigen Vermessungsnetzes konnten Forscher des Zentrums zusammen mit deutschen und italienischen Kollegen erstmals die unter Wasser fortgesetzte Bewegung des Hangs in horizontaler und vertikaler Richtung nachweisen. Die Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlicht.

"Langsames Erdbeben"

Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass der gesamte Südosthang in Bewegung ist. Schuld daran ist laut den Forschern um Erstautorin Morelia Urlaub aller Wahrscheinlichkeit nach die Schwerkraft – und nicht wie bisher angenommen aufsteigendes Magma. Würde Magma im Zentrum des Vulkans die Bewegung auslösen, müsste sich der Hang an Land stärker fortbewegen als unter Wasser, was er jedoch nicht tut.

"Wir stellten eindeutig fest, dass der Hang im Mai 2017 innerhalb von acht Tagen um vier Zentimeter Richtung Meer abrutschte und dabei einen Zentimeter tiefer sank", sagt Urlaub. Diese Bewegung kann dabei mit einem langsamen Erdbeben verglichen werden, ein sogenannter "Slow Slip". Es war das erste Mal, dass die horizontale Bewegung eines solchen Slow-Slip-Ereignisses unter Wasser erfasst wurde. Insgesamt war das System rund 15 Monate im Einsatz.

Ein schlagartiges Abrutschen der gesamten Flanke kann durch die neuen Daten leider nicht ausgeschlossen werden. "Der gesamte Hang befindet sich durch die Schwerkraft in Bewegung. Daher ist es durchaus möglich, dass er plötzlich abrutscht, was einen Tsunami im gesamten Mittelmeer auslösen könnte", sagt Koautorin Heidrun Kopp. Allerdings ist durch die Untersuchungsergebnisse keine Voraussage möglich, ob und wann es zu diesem Ereignis kommen könnte. (red, 12. 10. 2018)