Nicht so wie im Katalog: Der Herausgeber des "Relax Guide" plaudert aus dem Nähkästchen.

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Wien – Seit zwei Jahrzehnten nimmt Christian Werner mit seinem Wellnesshotelführer "RelaxGuide" die Branche jedes Jahr unter die Lupe. "Im Herbst 1999 waren viele Hoteliers geradezu geschockt, als sie unsere ehrlichen Kritiken über ihre Häuser lasen", erzählte der Herausgeber. In den Jahren stießen die anonymen Tester aber auch immer wieder auf skurrile Auswüchse der Branche.

"Es gab Zeiten, da eröffneten jede Woche zwei neue Spa-Hotels", erinnerte sich Werner. Nicht wenige Hoteliers hätten damals nur vage Vorstellungen vom Thema gehabt, was nicht selten zu seltsamen Angeboten führte. "Wir fanden von Bundesstraße und Gewerbepark umzingelte Häuser, die ihre Lage im Prospekt dennoch als 'idyllisch' bezeichnet haben. Oder zwei mit direktem Friedshofsblick aus dem Zimmer. Und sogar drei, bei denen eine Straße mitten durch das Hotel ging. Gleich fünf Hotels fielen durch Überwachungskameras im Nacktbereich auf, drei weitere durch ihr Treibstoffangebot – die hatten tatsächlich eine Tankstelle im Haus!", erzählte Werner.

Wannenbad statt "Erotik-Treatment"

Mit "großer Erwartung" checkten die Tester auch einmal in einem Gasteiner Hotel ein, das den Namenszusatz "Wasserhotel" trug. Die Enttäuschung war dem Herausgeber zufolge groß, "es gab keinen Außenpool, kein Schwimmbecken und nicht einmal Badewannen – nur ein paar Bücher zum Thema Wasser". Werner: "Nicht minder verstörend fanden wir den Fitnessraum eines Hotels im Kühtai: Er war mit grünem Filz ausgekleidet und befand sich im ehemaligen Atombunker."

Auch bei den Behandlungen waren die Tester mitunter irritiert: Ein "Erotik-Treatment" entpuppte sich, sagt Werner, beispielsweise als normales Wannenbad, "aber das um 60 Euro". Das "Ganzkörper-Peeling" in einem Tiroler Hotel war hingegen billiger. "Allerdings musste man es selbst machen – nackt in der Dusche stehend", erzählte Werner.

Traktorsafari als Aktivprogramm

Das Thema Bewegung wurde ebenfalls mitunter eigenwillig ausgelegt: Ein Wellnesshotel in Galtür packte etwa "1 x pro Woche Spaziergang zum Kuhstall" ins Angebot. "Den Vogel schoss jedoch ein Hotelier in Windischgarsten ab. Zu seinem 'Wellness-Aktivprogramm' zählte die Traktorsafari, zum 'Wellness-Verwöhntraum' eine Stunde Rundfahrt mit der US-Stretch-Limousine inklusive drei Flaschen Wein, sechs Flaschen Bier und Erinnerungsfoto", beschrieb der Herausgeber.

Die Wirkung des Marketingspruches "Sex sells" sei ebenso erprobt worden. "Etwa von einem Hotel im Mühlviertel, das ein 'Erotisches Betthupferl' im Angebot hatte. Dabei handelte es sich um ein Dessert, das vom Herrn Ober auf dem Bauch des Partners angerichtet wurde", schmunzelte Werner. (APA, red, 12.10.2018)