Sojus-Starts (hier im Bild der, der kurz darauf unterbrochen wurde) sind derzeit alternativlos, um den regelmäßigen Crew-Austausch der ISS zu gewährleisten.
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Moskau/Baikonur – Nach dem zum Glück glimpflich verlaufenen Sojus-Fehlstart bemüht sich Russland, die Lücke bei bemannten Flügen zur Internationalen Raumstation ISS nicht zu groß werden zu lassen. "Wir werden versuchen, den Start der nächsten Besatzung möglichst vorzuziehen", sagte Ex-Kosmonaut Sergej Krikaljow von der Raumfahrtbehörde Roskosmos.

Und das ist auch notwendig, denn was bemannte Flüge von und zur ISS anbelangt, ist das russische Sojus-Programm derzeit alternativlos. Die US-amerikanischen Space Shuttles sind seit 2011 eingemottet und die für die Zukunft vorgesehene Alternative mit Raumschiffen der Privatunternehmen SpaceX und Boeing ist noch nicht einsatzbereit. Der erste Start eines bemannten SpaceX-Flugs ist vorerst nicht vor Frühling kommenden Jahres vorgesehen.

Ermittlungen vorangetrieben

Nachdem es zunächst geheißen hatte, Russland wolle alle Starts für den Rest des Jahres absagen, meldete nun die Agentur Interfax unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen in der russischen Raumfahrt, ein nächster bemannter Start könnte doch bereits Ende November erfolgen.

Bei der Suche nach der Unfallursache seien Ergebnisse bis zum 20. Oktober zu erwarten, sagte Krikaljow. Als Auslöser des Unfalls vermutete er einen der vier Booster, die an der untersten Raketenstufe angebracht sind und nach dem Leerbrennen abgesprengt werden. Der Booster sei mit der zweituntersten Stufe zusammengestoßen.

Der weitere Fahrplan

Die aktuelle Crew der ISS muss sich eventuell auf einen längeren Aufenthalt im Orbit einstellen, als ursprünglich geplant war. Der Deutsche Alexander Gerst (derzeit Kommandant der Weltraumstation), die US-Amerikanerin Serena Aunon-Chancellor und der Russe Sergej Prokopjew sollten eigentlich Mitte Dezember von der ISS zur Erde zurückkehren.

Alexej Owtschinin (vorne) und Nick Hague sind inzwischen in die sogenannte Sternenstadt nahe Moskau zurückgebracht worden, sie sind wohlauf.
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Etwas länger müssen sich nun auch die beiden Raumfahrer Alexej Owtschinin und Tyler "Nick" Hague gedulden, die an Bord der notgelandeten Sojus-Kapsel waren und unverletzt davonkamen. Für sie soll es eine zweite Chance geben – was vor allem Hague freuen dürfte, dessen erster Flug durch den Fehlstart ein jähes Ende gefunden hatte. Die beiden sollten nun im Frühjahr 2019 zur ISS starten, schrieb Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin auf Twitter: "Die Burschen werden auf alle Fälle fliegen."

Suchmannschaften fanden unterdessen abgestürzte Raketenteile in der Steppe von Kasachstan. Die Trümmer hätten niemanden verletzt, sagte ein Vertreter des kasachischen Zivilschutzes. Der Fundort liege 40 Kilometer von der Stadt Dscheskasgan entfernt. (red, APA, 11. 10. 2018)

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An den Rennmäusen von Baikonur ist die jüngste Aufregung vorbeigegangen – bei den Menschen ist der Puls derzeit noch beschleunigt.
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