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Menschen legen Blumen und Kerzen am Grab von Tara Fares ab.

Foto: AP/Anmar Khalil

Im Irak sorgt eine auffällige Häufung von Morden an Instagram-Starlets für Erschütterung. Ende September wurde die 22-jährige Tara Fares nahe der Hauptstadt Bagdad mit drei Schüssen in ihrem Auto ermordet. Fares war durch ihre Veröffentlichungen auf Instagram zum Internetstar geworden. Dort folgten ihr 2,7 Millionen Menschen.

Immer wieder veröffentlichte die junge Frau Fotos von sich selbst mit verschiedenen Haarfarben, ihren Tattoos und gewagten Kleidern und wollte damit ihre Landsfrauen zu einem mutigeren Auftreten ermuntern. Nach ihrer Ermordung äußerten zahlreiche Fans die Vermutung, dass Fares ihr westlicher Lebensstil zum Verhängnis geworden sein könnte. "Ich mache nichts im Verborgenen wie viele andere. Alles, was ich mache, geschieht im hellen Tageslicht", sagte Fares einst.

Tara Fares ist das jüngste Opfer in einer Serie von Gewalttaten an jungen, progressiven Frauen im Irak.

Auf Twitter zeigten sich viele Nutzer bestürzt über den Tod der jungen Irakerin. Der in Jordanien im Exil lebende irakische Satiriker Ahmed al-Bashir twitterte: "Jeder, der eine Ausrede für die Mörder eines Mädchens findet, nur weil sie sich dazu entschlossen hat, so zu leben wie fast alle Mädchen auf diesem Planeten, macht sich zum Komplizen."

Zahlreiche Fälle mit ähnlichen Motiven

Als die ehemalige Miss Irak, Shimaa Qasim, Todesdrohungen mit der Botschaft "Du bist die Nächste!" erhielt, sah sie sich gezwungen, nach Jordanien zu fliehen.

Shimaa Qasim sah sich gezwungen, ins Ausland zu fliehen.

Früher im September wurde bereits die irakische Menschenrechtsaktivisten Suad al-Ali bei einem gezielten Mord auf einem Markt in Basra getötet. Auch die plastische Chirurgin Rafeef al-Yassiri, besser bekannt als "Iraks Barbie", und die berühmte Kosmetikerin Rashan al-Hassan wurden 2018 bereits auf brutale Art ermordet. Yassiri war vor allem dafür bekannt, Opfern von Kriegsverletzungen ihr entstelltes Gesicht zu verschönern. Sie soll vergiftet worden sein.

Motiv hinter den brutalen Morden soll stets die progressive und weltoffene Lebensart sowie die Eigenständigkeit der Entscheidungen der Frauen gewesen sein. Inwiefern die Morde jedoch zusammenhängen, ist unklar. Die Gewaltwelle hat den Irak jedenfalls massiv schockiert. "Diese Gruppen wollen unsere Gesellschaft terrorisieren", warnte ein Aktivist.

Premierminister will untersuchen

Ministerpräsident Haider al-Abadi kündigte Untersuchungen an. Er nannte die Morde "sorgfältig geplante Entführungen und Tötungen". Gewisse Gruppen wollten dadurch die Sicherheitssituation im Land destabilisieren unter dem "Deckmantel der Bekämpfung von Perversion". Bislang bekannte sich jedoch keine Organisation oder Gruppe zu den Tötungen.

Lange Zeit gab es im Irak seit den 1950er-Jahren positive Entwicklungen für die soziale Lage und Stellung der Frauen. Speziell als infolge der US-Invasion radikalislamische Parteien an die Macht kamen, gab es aber wieder massive Verschlechterungen, und auch religiöser Extremismus fand wieder Einzug ins gesellschaftliche Leben.

"Wir haben ein Stadium totaler Anarchie erreicht. Sie bringen die Leute, die sich nicht mögen, einfach um", sagt ein weiterer Aktivist. "Ich habe keine Angst vor jenen, die die Existenz Gottes leugnen, aber ich habe wirklich Angst vor jenen, die töten und Köpfe abschlagen, um die Existenz Gottes zu beweisen", schrieb Fares noch im Juli. (red, 23.10.2018)