Ester Ledecka hat Probleme mit dem tschechischen Verband und kämpft damit, die Skifahrt und den Snowboardsport unter einen Hut zu bringen.

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Altenmarkt – Olympia-Sensation Ester Ledecka droht nach dem Winter mit Snowboard- und Ski-Gold in Südkorea kurioser Weise eine Rennsperre. Hintergrund ist der Streit mit dem tschechischen Verband um Vermarktung und Werbung, also Geld. Der Konflikt dauert an, selbst ein Nationenwechsel wurde mittlerweile angedacht.

"Es ist nach jeder Saison dasselbe. Ich hätte wirklich gehofft, dass es nach dem vergangenen Winter besser wird", beklagte sich Ledecka bei einem PR-Auftritt in Österreich über die seit Monaten auf ihr lastende Situation. "Ich will doch nur möglichst schnell Rennen fahren", sagte die 23-Jährige aus Prag am Firmensitz ihres Skiausrüsters Atomic.

Zweimal Gold in Pyeongchang

Die Ski fahrende Snowboard-Doppelweltmeisterin sorgte vergangenen Winter für die Sensation schlechthin, weil sie bei den Winterspielen in Pyeongchang sowohl Gold im Snowboard-Parallelbewerb als auch davor – völlig unerwartet und eine Hundertstel vor der Titelverteidigerin Anna Veith – im alpinen Super-G gewonnen hat.

Seitdem kennt man Ledecka, die auch Volleyball und Windsurfen auf Top-Niveau betreibt, fast in der gesamten Sportwelt. Das hat Begehrlichkeiten geweckt und zuletzt verschärfte sich der Streit mit dem Verband auch deshalb, weil die seit Jahren mit Privat-Teams durch die Saison tingelnde Ausnahme-Sportlerin einen privaten Deal mit Audi abschloss. Auch um die Verteilung der Werbeflächen auf ihren Rennanzügen wird gestritten.

"Es ist eine unangenehme Situation für mich. Ich hoffe, meine Agentur klärt und löst das", erklärte Ledecka. "Vielleicht sollte ich einfach jemand aus einem anderen Land heiraten", scherzte sie zwei Monate vor dem Saisonstart. Ledecka ist aber klar: "Ohne Deal gibt es keine Rennen für mich."

Die junge Sportlerin von Dukla Liberec ist eine Ausnahmeerscheinung. Ihr Großvater war Eishockey-Olympiasieger, ihre Mutter Eiskunstläuferin, Papa Janek ist in Tschechien ein Popstar.

Terminkollision

Der Streit mit dem Verband ist nicht das einzige, was Ledecka Sorgen macht. Im Februar 2019 stehen Weltmeisterschaften sowohl im Snowboard (Park City/USA) als auch in der alpinen Skifahrt (Aare/Schweden) an, ein Antreten bei beiden ist für Ledecka fast unmöglich. "Ich hoffe noch immer, sie ändern etwas am Programm", lautet ihre vage Hoffnung. "Ich würde gerne bei beiden dabei sein." Sie sagt, dass sie nicht glaubt, "dass die Medaille nur der Tschechischen Republik gehört". Ich habe meine Erfolge so vielen Menschen und Coaches aus Österreich, Italien oder den USA zu verdanken. Dafür bin ich dankbar."

Ob sie künftig einer Sportart den Vorzug gibt, darüber ist sich Ledecka noch immer im Unklaren. "Im Snowboard gibt es noch Ziele. Aber im Skifahren noch viel mehr."

Als Überraschungs-Olympiasiegerin nicht im Ski-Weltcup anzutreten, würde natürlich etwas eigenartig sein, gestand Ledecka. "Bei Olympia hatte ich auch viel Glück auf meiner Seite. Ich sage deshalb aber nicht, dass ich nicht auch im Weltcup gewinnen kann. Aber dort muss ich es Schritt für Schritt angehen und mich jede Saison verbessern." Top-Ten-Plätze würden ihr kommenden Winter aber schon reichen als Bestätigung für Olympia. "Selbst die Top-30 in diesem Sport sind hart, weil alle Mädchen auf hohem Level fahren." (APA, 12.10.2018)