Ich habe es ja immer schon geahnt. Wirklich. Jeder und jede hat da etwas Düsteres, Unerkanntes in den unaufgeräumten Ecken seiner oder ihrer Seele herumirren wie Lurch unter dem Bett. Ein filigranes Gespinst, vom Wind of Change getrieben. Diese schmerzende Stelle, wo man nicht hinsehen will. Weil. Ja, weil es durchaus erschreckend werden könnte. Ich habe jedenfalls das Unmögliche möglich gemacht. Ich habe es gewagt und habe mich mir im unfairen Zweikampf entgegengestellt.

Die Tagespresse angesurft, den Test "Wie viel Kickl steckt in dir?" gesucht und nach kurzem Zaudern auch begonnen. Weil: Irgendwie klingt das schon ein wenig ... dings. Mit zitternden Fingern in die Tastatur gehauen. Die ungeschönte nackte Wahrheit. Jetzt. Schweißtropfen, die in Zeitlupe auf Laptopplastik stürzen. Das irrlichternde Flackern im Augenwinkel. Sogar bei Fragen wie "Die Welt ist ein Buch. Sie gehört verbrannt" nur kurz innegehalten. Mich weiter schonungslos über jede Grenze getrieben. Ein Hakerl sagt mehr als tausend Worte. Am Ende all dieser Wagnisse nervös die Finger ineinandergekrallt, während meine Auswahl berechnet wurde. Der eigene Puls donnergleich in den Ohren.

Und dann. Dieser eine Moment der Wahrheit. War es die Lust an der Provokation? Das aufbrausende Wesen? Die lyrische Veranlagung? Die Neigung zu Giftzwergerei mit angereichertem Skandal? Oder die verhängnisvolle Vorliebe für komplizierte Beziehungen unter Undercoveragenten und die gleichzeitige Unfähigkeit, diese Leidenschaft diskret genug zu behandeln?

Ach, ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines: Ich bin Kickl. Zu 100 Prozent. Es ist amtlich. Schwarz auf weiß. Das Netz vergisst zwar nicht. Mir doch egal. Das werden meine Spezis mit den Einsickerlüsten schon richten.

Und Morgen gehe ich mir ein Pferd kaufen.

(Julya Rabinowich, 12.10.2018)