Wachelte nach seinem Teffer mit der Binde: Kapitän Arnautovic.

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Wien – Natürlich hatte Marko Arnautovic die gelbe Schleife um den rechten Oberarm gebunden. Die mehr oder weniger läppische Diskussion über die Frage, wer gegen Nordirland Kapitän der österreichischen Fußballnationalmannschaft sein solle, war eineinhalb Stunden vor Anpfiff offiziell beendet. Teamchef Franco Foda gab die Aufstellung preis, hinter Arnautovic stand das berühmte C auf dem Zettel geschrieben. Der 29-Jährige hatte sich an dem Vorgeplänkel erfreulicherweise nicht beteiligt, er konzentrierte sich auf das Wesentliche, auf sein 75. Länderspiel.

Einen Grund, weshalb dem West-Ham-Legionär diese Ehre zum zweiten Mal hintereinander zu Teil wurde, lieferte ausgerechnet Nordirlands Teamchef Michael O’Neill, als er in der Abschlusspressekonferenz sagte: "Er ist eine große Gefahr für jeden Gegner, hat das gewisse Etwas, kann Spiele entscheiden. Ihn unter Kontrolle zu halten, wird eine schwierige Aufgabe."

Siegpflicht

Nach dem 0:1 in Bosnien-Herzegowina war die Ausgangslage in der neuen Nations League für Österreich schwierig. Um aus eigener Kraft noch Erster zu werden, war ein Sieg von Nöten. Das Happel-Stadion war am Freitagabend mäßig besucht (22.300 Zuschauer), mag sein, dass dieser Bewerb aufgrund des verwirrenden Regulativs die Menschheit ein bisserl abschreckt. Foda, prinzipiell ein Fan von drei Innenverteidigern und elf Kapitänen ("Jeder muss Verantwortung übernehmen"), wählte diesmal ein 4-4-2-System. Die Salzburger Stefan Lainer (rechts) und Andreas Ulmer (links) sollten die Seiten in der Defensive dichtmachen, Flanken der Nordiren unterbinden. Und in der Offensive waren sie für zusätzlichen Druck zuständig.

Guido Burgstaller hatte das Zwicken im Oberschenkel auskuriert, er stürmte neben Arnautovic. Marc Janko saß auf der Bank, der 35-Jährige war als Mann für gewisse Minuten vorgesehen. Als Brechwerkzeug, sollte der Kollegenschaft wenig bis nichts gelingen. Janko weiß, wo das Tor steht, im Team hat er diese Behauptung 28 Mal bestätigt.

In den ersten Minuten passierte recht wenig, ein schüchternes Abtasten, die Österreicher versuchten, das Kommando zu übernehmen, was auch zunehmend gelang. Kontrolle bedeutet aber nicht Genialität, der Kombinationsfluss war bisweilen ein Kombinationsbach, Abspielfehler gerieten nicht zur Rarität.

Alaba schaute zu

14. Minute: Ein satter Schuss von Marcel Sabitzer wird zur Ecke abgefälscht. 16. Minute: Blackout von Goalie Bailey Peacock-Farrell, er nimmt einen Rückpass mit den Händen auf, Arnautovic fetzt den indirekten Freistoß in die Mauer, es war letztendlich keine Gefahr. 32. Minute: Sabitzer verstolpert. Und Nordirland? Zweikampfstark, robust, bieder, ungefährlich, das war’s. Pausenstand 0:0, der verletzte David Alaba wurde sehr vermisst, er saß und litt auf der Ehrentribüne.

In der zweiten Halbzeit wurde es spektakulärer, schneller, viel mehr Zug, offensiver. Sogar die Gäste hatten nun Ambitionen, ein Tor zu erzielen. Binnen fünf Minuten gab es vier hochkarätige Chancen, gerecht verteilt, für Österreich vergaben Arnautovic und Sabitzer knapp. 71. Minute: Peter Zulj schickt Arnautovic in die Tiefe des Raumes, der macht eiskalt und unwiderstehlich das Tor zum 1:0. Deshalb ist er Kapitän. Es war sein 20. Treffer im Team. Und so war es letztendlich aufgrund der Leistungssteigerung eine zufriedenstellende Vorstellung und ein verdienter Sieg. Obwohl der eingewechselte Will Grigg noch an die Stange köpfelte (84.).

Österreich kickt am Dienstag freundschaftlich in Herning gegen Dänemark. Nordirland macht am Tag davor in der Nations League in Bosnien-Herzegowina weiter. (Christian Hackl, 12.10. 2018)

Nations League/Liga B/Gruppe 3:

Österreich – Nordirland 1:0 (0:0). Wien, Happel-Stadion, 22.300, SR Georgi Kabakow/BUL.

Tor: 1:0 (71.) Arnautovic

Österreich: Lindner – Lainer, Prödl, Hinteregger, Ulmer – Lazaro (90. Dragovic), Ilsanker, Zulj, Sabitzer (75. Schöpf) – Burgstaller (83. Kainz), Arnautovic

Nordirland: Peacock-Farrell – McNair, Cathcart, J. Evans, Lewis – Dallas, Davis, Norwood, Saville (76. Vassell), Ferguson (55. C. Evans) – Magennis (79. Grigg)

Gelbe Karten: Peacock-Farrell, Norwood