Bischöfe bei der Messe zur Heiligsprechung von Papst Paul VI. und Bischof Oscar Romero.

Vatikanstadt – Papst Franziskus hat am Sonntag einen seiner Vorgänger, Paul VI., den ermordeten salvadorianischen Bischof Oscar Romero, die deutsche Ordensschwester Katharina Kasper und vier weitere katholische Selige heiliggesprochen. Die Zeremonie erfolgte vor 70.000 Pilgern auf dem Petersplatz.

Der Papst verlas feierlich die Formel, mit der die sieben Seligen in das Verzeichnis der Heiligen der katholischen Kirche aufgenommen wurden. Zu den Prominenten, die der Heiligsprechung beiwohnten, zählten der italienische Präsident Sergio Mattarella, sowie Spaniens Ex-Königin Sofia, Chiles Präsident Sebastian Pinera Echenique sowie Panamas Staatsoberhaupt Juan Carlos Varela Rodriguez.

Benedikt nicht mehr so agil

Benedikt XVI. nahm an der Zeremonie im Unterschied zu früheren Heiligsprechungen nicht teil. Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, begründete dies damit, der inzwischen 91-jährige emeritierte Papst sei nicht mehr so agil wie noch vor wenigen Monaten.

Beim Gottesdienst trug Papst Franziskus einen Gürtel, den Romero im Augenblick seiner Ermordung am Altar getragen hatte. Außerdem benutzte der Papst ein Messgewand seines Vorgängers Paul VI. und dessen Kelch. In seiner Predigt sprach er über die "Leidenschaft, etwas zu riskieren und loszulassen", welche die neuen Heiligen ausgezeichnet habe. "Der Herr spricht nicht theoretisch über Armut und Reichtum, sondern es geht ihm direkt um das Leben. Er verlangt von dir, das loszulassen, was dein Herz belastet, dich von Gütern zu befreien, um Platz zu schaffen für ihn, der allein gut ist. Man kann Jesus nicht wirklich folgen, wenn man von etwas in Beschlag genommen ist."

"Pillen-Paul"

Paul VI. war von 1963 bis 1978 Pontifex. Er beendete erfolgreich das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), das als wegweisend für die Erneuerung der Kirche gilt. Bekannt ist er vor allem, weil er am Verbot der Verwendung künstlicher Verhütungsmittel wie der Pille strikt festhielt. Seine Kritiker nannten ihn deshalb "Pillen-Paul".

Romero, den 1980 ein Mitglied einer rechtsgerichteten Todesschwadron erschoss, gilt als Märtyrer der katholischen Kirche. Er setzte sich für die Belange der Armen ein und brachte damit die reichen Eliten und das Militär in El Salvador gegen sich auf. Unter den neuen Heiligen ist auch ein aus Süditalien stammender junger Mann: Der Süditaliener Nunzio Sulprizio (1817-36) starb schon mit 19 Jahren, Franziskus stellt ihn Jugendlichen von heute als Vorbild vor Augen.

Die deutsche Ordensschwester Maria Katharina Kasper (1820-1898) stammte aus einer Bauernfamilie im Westerwald. 1845 rief sie mit weiteren Frauen aus ihrem Dorf Dernbach einen Verein ins Leben, der sich um Arme und Kranke kümmerte. Später wurde der Verein in eine religiöse Genossenschaft umgewandelt.

An der Messe mit Papst Franziskus beteiligten sich auch die Teilnehmer der derzeitigen Bischofssynode. Sie beschäftigt sich den ganzen Oktober über mit dem Thema Jugend, Glaube und Erkenntnis der Berufung. An den Beratungen unter dem Motto "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" beteiligen sich mehr als 300 Kirchenvertreter, Experten und Jugendliche. Erstmals reisten auch zwei Bischöfe aus China zu einer Synode im Vatikan an. (APA, 14.10.2018)