Wien – Influencer klingt wie Grippeerkrankung, die "Beeinflusser" sind aber die neuen Meinungsmacher in sozialen Medien und Idole von Kindern. Die Werbebranche nützt die YouTuber, Blogger und Co. zunehmend für Marketing. Produktwerbung müsste gekennzeichnet sein, was oft nicht passiert, wie die Arbeiterkammer (AK) am Mittwoch berichtet: "Kinder erkennen oft nicht, dass es Werbung ist."

Influencer plaudern etwa über Mode, geben Schminktipps oder testen Computerspiele. Sie lassen die Kinder an ihrem Leben teilhaben und vermitteln ihnen, Freunde zu sein. Doch sind diese Stars auf sozialen Medien "vor allem bezahlte Werbeträger für Markenfirmen und deren Produkte", betonte die AK. Plattformanbieter würden sich mitunter auch davor drücken, die Werbe-Kennzeichnung technisch zu unterstützen.

Werbung wird nicht wahrgenommen

Die Auftritte junger YouTuber und Co. wirken oft handgestrickt und damit viel vertrauensbildender als klassische Werbung. Die Strategie liege auf der Hand, sagte AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer. "Sie bringen Werbung zur Zielgruppe, ohne dass es diese stört. Im Gegenteil: Werbung wird von der Zielgruppe freiwillig abonniert und gilt als cooler, authentischer, glaubwürdiger Tipp unter Freunden – ein Traum für die Werbeindustrie."

Gegenüber klassischem Marketing ist Werbung in Blogs und Videos unauffälliger eingebettet (oft intransparent), interaktiver (sprich die Privatsphäre gefährdend) und auf die Nutzerinteressen perfekt zugeschnitten. Wo Werbung beginnt und wie Rechtsregeln auf den Plattformen überhaupt umzusetzen sind, sei oft unklar: Etwa bei Unboxing-Videos, in denen Produkte ausgepackt und kommentiert werden, oder schwer erkennbaren sponsored-Hashtags bei Instagramfotos.

AK fordert Kennzeichnung

Die AK verlangt mehr Schutz und Aufklärung. Die Plattformanbieter sollten in die Pflicht genommen werden. "Sie müssen Anleitungen und technische Lösungen für die Werbekennzeichnung anbieten", forderte Zimmer. Kennzeichnungsmängel seien aber oft auch auf fehlendes Wissen oder Nachlässigkeit der Influencer zurückzuführen – was Verwaltungsstrafen zur Folge haben kann.

Eltern sollten mit Kindern über Werbung reden. Materialistische Orientierung, klischeehaftes Rollenverständnis und eine Verletzung der Privatsphäre nehmen schon früh ihren Lauf, warnte die AK. Es sei daher wichtig, eine skeptische Haltung zu Werbung zur schaffen. (APA, 15.10.2018)