Eines seiner selbstgesteckten Ziele hat der chinesische Smartphone-Hersteller Huawei dieses Jahr erreicht: Im zweiten Quartal dieses Jahres konnte man Apple erstmals vom 2. Platz in der Branche verdrängen. Nun setzt Huawei alles daran, den Marktführer Samsung einzuholen. Dabei soll das am Dienstag in London vorgestellte Mate 20 (Pro) helfen, das als neues Spitzenmodell positioniert wird,

Wasserdicht, Android 9 und business-tauglich

Das Gehäuse kommt in der üblichen Metall-Glas-Kombination. Es soll weniger rutschig und besser gegen den Verbleib von Fingerabdrücken geschützt sein. Es ist wasserdicht nach IP68-Standard, kann also bis zu 30 Minuten bei eihast dasner Süßwassertiefe von 1,5 Metern überstehen.

Das Mate 20 Pro.
Foto: derStandard.at/Sulzbacher
Foto: derStandard.at/Sulzbacher

Als Betriebssystem kommt Andoid 9, mit Huaweis eigener "EMUI 9"-Oberfläche vorinstalliert, zum Einsatz. Das System unterstützt auch den schon vor längerem eingeführten "PC Mode". Erweitert wird dieser um drahtlose Anbindung eines zweiten Bildschirms mit eigenem Dongle. So kann das Handy etwa einerseits auf einem TV-Gerät ein Video anzeigen, während man daneben browst oder ein Telefonat führt.

Vorinstalliert sind auch Apps, die die "Digital Wellness"-Funktionen von Android 9 nutzen. Das Mate 20 Pro ist auch ein "Signature Device" für dieses Jahr, erfüllt also Googles Vorgabe für die Unterstützung neuer Codecs und anderer Multimedia-Funktionen. Seitens Google wird auch die Implementation von ARCore gelobt. Das neue Huawei-Spitzenhandy wird auch Teil des "Android Enterprise Recommended"-Programms für Firmen.

Fokus auf Kamera

Huawei will vor allem mit einer feinen Kamera punkten. Verbaut sind im Mate 20 Pro eine 40 MP-Hauptkamera mit F/1.8-Blende sowie eine 20MP-Kamera mit F/2.2-Blende mit Weitwinkelobjektiv und ein acht MP-Sensor für Telefotos. Dazu kommt eine Vielzahl an Features, die mit Künstlicher Intelligenz Aufnahmen verbessern. Auch vorne ist das Mate 20 Pro mit einer 24 MP-Frontkamera gut ausgestattet. Sie wird von einem "Flood Illuminator" unterstützt. Dieser dient auch für die verbesserte Gesichtsentsperrung.

Ein mit dem Mate 20 Pro aufgenommenes Regenbogenfoto.
Foto: Huawei

Das Setup des Mate 20 ist im Prinzip ident, bietet aber niedrigere Auflösungen und kommt ohne der neuen Gesichtserkennung. Die Hauptkameras kommen hier auf 16, 12 und acht MP. Die Handys bieten einen optischen Dreifachzoom und einen fünffachen Hybridzoom.

Es gibt Super HDR und auch starke Nahaufnahmen und Porträts sollen gelingen. Ermöglicht werden auch allerlei Echtzeiteffekte für Videos, teils ebenfalls durch die KI ermöglicht. 3D-Erkennung ermöglicht außerdem neue Augmented-Reality-Features. Man kann Objekte als 3D-Modell per Scan "digitalisieren", animieren und anschließend in der Kamera in die echte Welt setzen – wovon sich freilich auch ein Video aufnehmen lässt.

Foto: Huawei

6,4 Zoll großer OLED-Bildschirm

Auch beim Display will Huawei nicht geizen: Der 6,4 Zoll große OLED-Bildschirm des Mate 20 Pro ist an den Seiten abgerundet, er soll eine sehr hohe Auflösung von 3.120 x 1.440 Pixel ermöglichen und bietet HDR-Support. Der Fingerabdruckscanner ist unter dem Display verbaut. Das Mate 20 liefert ein IPS-LCD-Panel mit 6,5 Zoll und 2.244 x 1.080 Pixel. sowie deutlich kleinerem "Notch".

Dazu kommen eine Gesichtserkennung sowie ein Fingerabdruckscanner. Unter der Oberfläche werkt ein Kirin 980 Octacore, die Basisvariante des Mate 20 Pro hat 6 GB RAM. Der Hochleistungs-Chip soll unter anderem mehr Leistung für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz bieten soll. Das Mate 20 bietet einen klassischen, rückseitigen Fingerabdruckscanner und wird hierzulande auf vier GB RAM beschränkt sein.

Die Geräte bringen DualSIM-Support mit. Der zweite Steckplatz kann alternativ auch mit einer Speicherkarte des neuen nanoSD-Formats verwendet werden.

Die Spezifikationen des neuen Kirin 980.
Foto: Huawei

Hochleistungs-Chip

Der Kirin 980 ist der erste kommerziell verfügbare Smartphone-Chip, der mit 7-Nanometer-Strukturbreiten gefertigt wird, wodurch mehr Transistoren auf die gleiche Fläche passen. Für das maschinelle Lernen wurden speziell zwei sogenannte Neuro-Prozessoren abgestellt, was unter anderem die Bilderkennung und die Bearbeitung von Fotos beschleunigen soll. Auch Apps sollen deutlich schneller starten – gegenüber aktuellen iPhones gibt man einen Vorsprung von einer Sekunde an.

Die KI soll auch helfen, Leistungsprobleme nach langfristiger Nutzung zu minimieren. KI-Unterstützung für die Satellitenauswahl bei der Verwendung von GPS soll höhere Genauigkeit für die Erfassung von Laufrouten oder Navigation bieten.

Die Spezifikationen der Kamera.
Foto: Huawei

Gbit-LTE

Außerdem ist ein besonders schnelles LTE-Modem für Geschwindigkeiten von bis zu 1,4 Gigabit pro Sekunde im Download integriert. Der Speicherplatz des Mate 20 kann mit Huawei-eigenen "Nano Memory Cards" erweitert werden.

Der Akku des Mate 20 Pro wurde auf 4.200 mAh vergrößert. Selbst bei regelmäßiger Verwendung sollen über elf Stunden Laufzeit erreichbar sein. Auch Aufladen soll schnell gehen dank "Lightning Speed Charging", das mit 10 Volt und vier Ampere operiert. Binnen einer halben Stunde soll sich der Akku auf rund 70 Prozent aufladen lassen, wobei man auch betont, dass das System absolut sicher sei.

Der 3D-Scan in Aktion.
Foto: derStandard.at/Sulzbacher

Das Smartphone erhält außerdem auch Support für Wireless Charging, das ebenfalls vergleichsweise schneller funktionieren soll. An Bord ist auch Unterstützung für drahtloses Reverse Charge, mit dem Handy lassen sich somit auch andere Geräte drahtlos laden.

Das "normale" Mate 20 beherrscht ebenfalls Wireless Charging. Die Kapazität des Akkus fällt mit 4.000 mAh aber etwas geringer aus. Das Aufladen anderer Geräte ist zudem nicht möglich.

Einen Unterschied gilt es noch zu erwähnen: Das Mate 20 Pro verfügt nicht über eine 3,5mm-Audioklinke. Das Mate 20 bringt diese noch mit.

Das Mate 20 RS.
Foto: Huawei

Mate 20 RS

Eine Neuauflage kriegt auch die Luxus-Variante des Mate, nämlich in Form des Mate 20 RS, das auf dem Mate 20 Pro basiert. Umgesetzt wurde es in Zusammenarbeit mit Porsche Design. Es bietet neben einem angepassten Interface auch Leder-Elemente im Gehäuse, die für einen "Sportauto"-Look sorgen.

Es punktet auch mit besonders üppiger Speicherausstattung und kommt mit acht GB RAM sowie 256 oder 512 GB Onboardspeicher.

Das Mate 20 X.
Foto: Huawei

Mate 20 X

Gleich ein 7,2 Zoll-Display bringt das Huawei Mate X mit. Es handelt sich um OLED-Display mit kleinem Notch und 1080p-Auflösung. Dieser soll nicht nur angenehmeres Entertainment, sondern vor allem "mehr Produktivität" liefern. Dafür versteht sich das Handy auch mit Eingabestiften und erkennt 4.096 Druckstufen. Der Akku wurde auf 5.000 mAh aufgebohrt.

Gamern verspricht man starke Performance. Auf dem Handy soll man alle aktuellen Games mit 60 Frames pro Sekunde in höchsten Grafikeinstellungen spielen können. Ein neues, flüssigkeitsbasiertes Kühlsystem, bei dem auch Graphen für die Wärmeabfuhr verwendet wird, soll dafür Sorge tragen, dass das Gerät dabei in unbedenklichen Temperaturbereichen bleibt. Die integrierten Stereolautsprecher sollen für starken Klang bürgen. Mit dabei ist auch ein Controller-Adapter. Das Mate 20 X nutzt das Kamerasystem des Mate 20 Pro.

Die Huawei Watch GT.
Foto: Huawei

Huawei Watch GT und Band 3 Pro

Offiziell präsentiert wurde auch die Smartwatch Huawei Watch GT. Sie soll nicht nur recht dünn ausfallen, sondern trotz hohem Funktionsumfang bis zu zwei Wochen Akkulaufzeit bieten. Bei aktiviertem GPS sollen sich bis zu 22 Stunden ausgehen. Mit dabei ist ein Pulsmesser, der minütlich eine Messung ausführt. In die Uhr integriert ist ein Laufcoach, der bei der Optimierung des eigenen Trainings helfen soll

Auch Schwimmen und Tauchen soll kein Problem sein. Huawei gibt an, dass die Uhr bis 50 Metern wasserdicht ist. Wanderern und Kletterern sollen Druck- und Höhensensor zugute kommen. Das Wearable überwacht und analysiert den Schlaf und stellt freilich auch Benachrichtigungen durch.

Mit der Watch GT kehrt Huawei von Googles Wear OS ab. Die Uhr nutzt eine selbst entwickelte Lösung namens Lite OS.

Gezeigt wurde weiters das Huawei Band 3 Pro, das ausschließlich Sportfunktionen bietet. Auch dieses ist bis zu 50 Meter wasserdicht.

Verfügbarkeit und Preis

Das Huawei Mate 20 Pro soll am 16. Oktober erscheinen und wird ab 1049 Euro kosten – damit spielt das Gerät in der Liga von Note 9 und iPhone XS. 799 Euro kostet das Mate 20. Das Mate 20 X kommt am 26. Oktober für 899 Euro.

Das Mate 20 RS liegt noch einmal deutlich höher. Für die Luxus-Version sind 1.695 bzw. 2.095 Euro zu zahlen, ihr Marktstart wird mit 16.November angegeben.

Die Huawei Watch GT startet Ende Oktober. Sie kostet 249 Euro. Es gibt auch ein Modell mit eSIM und LTE-Support, das auf 299 Euro kommt. (sum, gpi, 16.10. 2018)

Der Vorstellungsevent zum An- bzw. Nachsehen.
Huawei Mobile