Das ist die neue Brücke über die Eisenbahn nahe dem Bahnhof Salzburg-Gnigl. Sie ist nach der Eichstraße benannt.

foto: thomas neuhold

Im rechten Bildteil deutlich zu erkennen: Der Gehweg ist zwar breit, Fußgänger und Radfahrer kommen hier aber nur schwer aneinander vorbei.

foto: thomas neuhold

Aus der Ferne wird die Dimension des Brückenbauwerks deutlich.

foto: thomas neuhold

Salzburg – Sie überspannt neun Gleise im Süden des Verschubbahnhofes Salzburg-Gnigl, wiegt 500 Tonnen und hat rund sieben Millionen Euro gekostet: Spätestens Ende November wird nach etwa neun Monaten Bauzeit die neue Eichstraßenbrücke ihrer Bestimmung übergeben. Sie ersetzt eine alte, seit Jahren baufällige Straßenbrücke über die Bahn an derselben Stelle. Die Planungsarbeiten für den Rekordneubau dauerten Jahre, denn man musste so bauen, dass der Zugverkehr möglichst ungehindert bleibt.

Die technische Meisterleistung unter Regie der Bauabteilung des Salzburger Magistrates hat freilich einen ganz gewaltigen Schönheitsfehler, wie auch der Leiter des Straßen- und Brückenamtes der Stadt Salzburg, Michael Handl, unumwunden einräumt: Die neue Brücke hat wie schon ihre Vorgängerin keinen eigenen Radweg.

Stadtteil ohne Radanschluss

Damit bleiben große Teile des im Nordosten der Landeshauptstadt gelegenen, dicht besiedelten Stadtteils Gnigl ohne direkten Anschluss an das städtische Radwegenetz. Der zweite Übergang über die Gleise beim Gnigler Bahnhof, die Schwabenwirtsbrücke, hat zwar einen Radstreifen, diesem fehlen freilich stadteinwärts wie stadtauswärts weitere Radwege.

Damit teilen sich hier die Radfahrer die Straße mit dem normalen Pkw- und Lkw-Verkehr. Eine für Radfahrer fast unzumutbare Strecke, mit der B1 handelt es sich immerhin um eine der meistfrequentierten Straßen im Stadtgebiet. Das Gesamtverkehrsaufkommen – vor der baubedingten Sperre der Eichstraßenbrücke – beträgt hier knapp 28.000 Fahrzeuge täglich. Und in der Folge müssen die tapferen Radler dann noch über die Sterneckkreuzung, wo sich B1 und B150 treffen.

Politische Entscheidung

Ist nun der fehlende Radstreifen auf der neuen Eichstraßenbrücke ein Planungsfehler? "Mitnichten", sagt Amtsleiter Handl. Man habe diesen projektiert, aber von den anrainenden Grundstückseigentümern keinen Grund für die Verlängerungen von den Brückenköpfen weg bekommen.

Die Fachleute des Amtes hätten die Pläne auf den Tisch gelegt. Die Politik habe dann entschieden, dass aus Kostengründen eine Brücke mit Radweg keinen Sinn mache, wenn dieser Radweg in der Folge keine Fortsetzung habe. Zuständig war damals übrigens Baustadträtin Barbara Unterkofler von den Neos. Unterkofler ist inzwischen in das Lager der ÖVP gewechselt.

Für den Individualverkehr sperren

Nun steht hier also die alsbald zu eröffnende neue Brücke mit einer Lebensdauer von geschätzten 100 Jahren ohne Radweg. Und ganz ungewollt wird sie zum Symbol für das Dilemma der Salzburger Verkehrspolitik. Denn will die Stadt Salzburg ihr ehrgeiziges Ziel erreichen, den Anteil der mit dem Rad zurückgelegten Strecken in Salzburg von derzeit 20 auf 24 Prozent bis zum Jahr 2025 zu steigern, wird man um eine Radverbindung nach Gnigl schwerlich herumkommen.

Verkehrsstadtrat Johann Padutsch von den Grünen hat auch schon einen Vorschlag: "Günstig wäre es, wenn die Eichstraßenbrücke nach ihrer Renovierung nur noch für Radfahrer, die O-Bus-Linie 2 und für Fußgänger zur Verfügung stehen würde, um eine leistungsfähige und sichere Anbindung von der Innenstadt Richtung Gnigl zu ermöglichen." Nachsatz: Immerhin habe es ja während der neun Monate Sperre auch funktioniert. Fachleute wie Handl bestätigen die Machbarkeit des Teilfahrverbots: "Mit zwei gegenläufigen Einbahnregelungen" sei der Durchzugsverkehr draußen.

Und jetzt kommen die politischen Mehrheitsverhältnisse zum Tragen: Dass es wirklich zu dem von Padutsch geforderten Fahrverbot für den Durchzugsverkehr kommt, wird mit den anderen Parteien schwer zu machen sein. Immerhin sind am 10. März des kommenden Jahres Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen, da will man es sich mit keinem einzigen Autofahrer verscherzen. (Thomas Neuhold, 16.10.2018)