Istanbul/Wien – Ein Team türkischer und saudi-arabischer Experten soll nach Informationen aus Diplomatenkreisen am Montagnachmittag das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul durchsuchen. Die Aktion erfolge im Zusammenhang mit dem Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi. Der Kritiker der saudischen Führung ist seit dem Besuch des Konsulats am 2. Oktober nicht wieder aufgetaucht.

Die Türkei beschuldigt Saudi-Arabien, Khashoggi getötet und seine Leiche fortgeschafft zu haben. An den saudi-arabischen Märkten sorgt der Fall für Aufruhr, da er Befürchtungen nährt, ausländische Investoren könnten sich aus dem Königreich zurückziehen. Die saudi-arabische Währung stürzte am Montag auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, und auch die Anleihenpreise gaben nach. US-Präsident Donald Trump hatte der Regierung in Riad zuvor mit ernsten Konsequenzen gedroht.

Investorenkonferenz abgesagt

Weitere Konzernchefs sagten unterdessen ihre Teilnahme an einer für Ende Oktober in Riad geplanten Investorenkonferenz ab. Blackrock-Chef Larry Fink werde nun doch nicht zu dem Treffen reisen, erfuhr Reuters. Auch Blackstone-Chef Stephen Schwarzman entschied sich CNBC zufolge gegen die Teilnahme. Die saudi-arabische Regierung will die Wirtschaft des Landes diversifizieren, um weniger vom Öl abhängig zu sein, ist dafür aber auf ausländische Investitionen angewiesen.

Der Handel am Markt für Devisen-Termingeschäfte deutete darauf hin, dass einige Banken sich gegen das Risiko von Kapitalabflüssen aus Saudi-Arabien absichern. Allerdings hielt sich die Bewegung in Grenzen im Vergleich etwa zur Situation 2014, als der Ölpreis abstürzte. Auf die Drohung Trumps mit ernsten Konsequenzen im Fall Khashoggi hatte Saudi-Arabien am Wochenende mit der Ankündigung reagiert, man werde jegliche Sanktionen mit noch härteren Maßnahmen beantworten.

Interne Untersuchung

Der saudische König Salman wies die Staatsanwaltschaft nach Angaben aus Diplomatenkreisen unterdessen an, eine interne Untersuchung im Fall Khashoggi einzuleiten. Der Journalist hatte im Konsulat in Istanbul Dokumente für seine bevorstehende Hochzeit abholen wollen. Saudi-Arabien bestreitet den Mordvorwurf. Mehrere Staaten haben von der Regierung in Riad Aufklärung verlangt; einige ziehen sogar Sanktionen in Erwägung. Die Türkei akzeptierte in der vergangenen Woche den Vorschlag Saudi-Arabiens, den Fall mit einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe zu untersuchen.

Aktivisten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International machten am Montag vor der saudischen Botschaft in Wien auf das Verschwinden des Journalisten mit Plakaten aufmerksam. (APA, Reuters, 15.10.2018)