Boston – Es ist wieder so weit! In der Nacht auf Mittwoch beginnt die NBA-Saison mit zwei Leckerbissen. Um 2 Uhr MESZ eröffnen die Philadelphia 76ers bei den Boston Celtics die Saison, es folgt der Auftakt der Golden State Warriors in Oklahoma City.

Hunderte weitere Spiele werden folgen, bis im Juni die Larry O'Brien Trophy vergeben wird. Ja, es ist eine lange Saison – aber es sollte auch eine spektakuläre werden. Sieben Gründe, warum man sich auf die NBA-Saison freuen sollte:

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Jakob Pöltl trifft jetzt für San Antonio.
Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/SAM GREENWOOD

Ein Österreicher in der NBA

Ja, es ist zum Alltag geworden, aber man muss es sich wieder und wieder auf der Zunge zergehen lassen, muss jede Saison Jakob Pöltls Eröffnungsspiel schauen und dazu ein Jubelschnitzel herausbacken: Österreich hat einen NBA-Spieler. Was vor nicht allzu langer Zeit noch völlig unmöglich schien, hat der Wiener geschafft.

Pöltl wurde im Sommer von den Toronto Raptors zu den San Antonio Spurs getradet. Das hat Schattenseiten wie ein schwächeres Team, eine hierzulande undankbare Zeitzone und ein Überangebot im Big-Man-Bereich – aber wenn ein Tim Duncan hie und da beim Training vorbeischaut, wenn ein Pau Gasol das schon Vertrags wegen tun muss, wenn ein Gregg Popovich die Anweisungen gibt, dann schadet das auch nicht. Auch wenn ein Run auf den Titel unmöglich scheint.

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LeBron in Violett und Gelb, das bewegt einen jeden Basketballfan.
Foto: AP Photo/Marcio Jose Sanchez

LeBron James bei den Lakers

"King James" verdient seinen überhöhten Spitznamen mehr als jeder andere Sportler. Jetzt ist er zu den Los Angeles Lakers gewechselt. Im Titelkampf wird das Traditionsfranchise auch mit dem besten Basketballer des Planeten einen schweren Stand haben, Unterhaltung ist in "La La Land" aber garantiert – und es ist schon möglich, dass "LBJ" bessere Mitspieler hat als im Vorjahr. Damals schaffte er es immerhin ins Finale. James wurde trotz seiner mittlerweile 33 Jahre bisher stetig besser – eine vermeintliche Unmöglichkeit in einem Sport, in dem Athletik so wichtig ist.

Sein Umzug vom stadtgewordenen Mauerblümchen Cleveland in den Schmelztiegel Los Angeles ist durchaus über die sportliche Ebene zu heben: James ist Unternehmer, tritt für Bürgerrechte ein, ist in allen Belangen eine Figur des öffentlichen Lebens. Eine Entertainment-Krake, die nach seiner Karriere angeblich als erster Ex-NBA-Spieler Milliardär werden will.

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Die Parade wird zur Gewohnheit.
Foto: Reuters/Kelley L Cox-USA TODAY Sports

Die Warriors, schon wieder und wie immer

Nur dank James' übermenschlicher Leistungen 2015/16 dürfen sich die Golden State Warriors nicht vierfacher Serienmeister nennen. Für die in der Bay Area beheimateten "Dubs" ist es die letzte Saison in der Oracle Arena und damit die letzte Spielzeit in Oakland. Im Sommer ziehen Stephen Curry und Co nach San Francisco um.

Ein Titel zum Abschied ist jedenfalls machbar, die Warriors haben den mit Abstand stärksten Kader der Liga. "Wir wollen es für die Fans aus Oakland schaffen. Sie waren mehr als 40 Jahre lang so loyal, das wird uns heuer helfen", sagt Guard Klay Thompson. Mit DeMarcus Cousins zogen die Titelverteidiger sogar noch einen richtig dicken Fisch an Land, der Center spielt – wenn er denn bei Laune ist – fantastischen Basketball. Er hat aber auch schon bewiesen, ein Teamklima vergiften zu können.

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Foto: AP Photo/Andy Clayton-King

Drama, Minnesota, Drama

Apropos vergiftetes Teamklima: Eine Woche vor Saisonstart kam Jimmy Butler überraschend wieder ins Teamtraining der Minnesota Timberwolves, provozierte seine Teamkollegen und schrie "You ****** need me! You can't win without me!" in Richtung von General Manager Scott Layden. Das alles vor dem Hintergrund, dass Butler die Wolves längst verlassen will.

Der Guard fordert einen Trade, Teambesitzer Glen Taylor würde dem zustimmen, Coach Tom Thibodeau und GM Layden sind dagegen und sabotieren mögliche Transfers auf mehr oder wenige subtile Weise. Nun sollen sich die zwei Seiten darauf geeinigt haben, dass Taylor weiterhin nach einem geeigneten Tradepartner sucht und Butler indes ein "guter Mitspieler" sein will. Das nötige Feuer hat er jedenfalls, das weiß man nicht erst seit dem Trainingsvorfall. Übrigens: Die Timberwolves sind in der Nacht auf Donnerstag der erste Gegner von Pöltls Spurs.

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Luka Doncic wird für Feuerwerke sorgen.
Foto: Reuters/Tim Heitman-USA TODAY Sports

Luka Doncic, Zauberer

Luka Doncic ist 19 Jahre alt und der MVP der abgelaufenen Euroleague-Saison, das ist quasi die höchste Dekoration, die im europäischen Basketball zu erreichen ist. Jetzt ist die NBA dran: An Nummer drei von den Atlanta Hawks gedraftet und prompt an die Dallas Mavericks verschifft, gilt der Slowene als spektakulärster Neuzugang der Liga.

Doncic ist nicht übermäßig athletisch, trägt für Profisportverhältnisse ungewöhnlich viel "Babyspeck" mit sich. Aber er kann durch Gegenspieler sehen und hat ein eingebautes Radar, das millisekündlich die Position seiner Mitspieler aktualisiert. Anders sind manche Pässe des Guards nicht zu erklären. Er liest das Spiel wie ein 50-jähriger Basketballprofessor und hat die nötigen Fähigkeiten, durchaus sehenswerte Statistiken aufzureißen. Wie weit die Reise gehen kann, ist kaum abzusehen, aber soviel ist klar – Doncic wird regelmäßig für Highlights sorgen.

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Marcus Smart ist auf Touren: Seine Teamkollegen mussten ihn schon in der Preseason vor einem Handgemenge bewahren.
Foto: AP Photo/Tony Dejak

Endlich ein Herausforderer?

Die größten Herausforderer des Titelverteidigers in der Western Conference dürftendie Houston Rockets sein, ihnen fehlte schon im Vorjahr nicht viel zum Sturz der Warriors. Das Team um James Harden wurde auf dem Papier aber eher schwächer.

Aus der Eastern Conference ist mit den Boston Celtics zu rechnen: Ein junges Team mit dem vielleicht besten Coach der Liga, das für den nächsten Schritt bereit scheint. Schon im Frühling kam die Truppe von Brad Stevens trotz der Verletzungen ihrer zwei Topstars Kyrie Irving und Gordon Hayward beinahe ins Finale, scheiterte erst in Spiel sieben an den Cleveland Cavaliers. Das gen Teenager gehende Durchschnittsalter des Teams lässt auf eine Weiterentwicklung schließen – wo das noch hinführen wird?

Anthony Davis sieht sich angesichts seiner defensiven Macht als besten Spieler der Liga.
Foto: imago/Icon SMI

Stars in Hülle und Fülle

So großartig James auch ist – in seinem Status als bester Spieler wird er herausgefordert: Kevin Durant und Stephen Curry haben schon längere Zeit ihre Anträge gestellt, Giannis Antetokounmpo und Anthony Davis sind noch eher frisch in der Verlosung. James Harden ist zwar nicht sonderlich spaßig anzuschauen, in seiner Effizienz aber unwiderstehlich.

Russell Westbrook muss sich mit der zweiten Reihe zufriedengeben, hat aber immerhin den Titel als menschlichste Kanonenkugel sicher. Kawhi Leonard hatte sich wegen einer Verletzung mit San Antonio überworfen, zeigt sich nach seinem Trade zu den Toronto Raptors aber wieder motiviert. Soweit man dem Roboter unter den Überbasketballern Emotionen zugestehen will. (Martin Schauhuber, 15.10.2018)

Liebe Leser: Worauf freut ihr euch am meisten? Habe ich mir eine skandalöse Auslassung geleistet?

Ha-Ha-Ha.