Ein Spielhaus als Bausatz in guter Gesellschaft im Kuhstall.

Foto: Jutta Berger

Temporäre Bar des Handwerksvereins. Möbel: Andreas Mohr

Foto: Jutta Berger

"Peter und Paula" – Objekt von Angelo Roventa

Foto: Jutta Berger

Andelsbuch – Der Bregenzerwald ist zwar eine ländliche Region, was Bau- und Wohnkultur anlangt, macht den Wäldern so schnell keiner was vor und schon gar nicht nach. Im "Would" wie die Einheimischen ihre Talschaft nennen, hat man Stil. Gediegenes Handwerk und neues Design gehen hier Symbiosen ein.

Alle drei Jahre wird diese Partnerschaft seit 2000 im Wettbewerb Handwerk + Form bestätigt und in einer ganz besonderen Ausstellung sichtbar. Und zwar bei einem Rundgang mit elf Stationen, der durch das ganze Dorf Andelsbuch führt. Für die Ausstellung werden historische Kellergewölbe zur Freude ihrer Besitzer aus- und aufgeräumt, alte Werkstätten, Scheunen und Ställe werden auf Hochglanz gebracht. Sie mutieren dann für zwei Wochenende zu Showrooms der ganz besonderen Art.

Handwerker sucht Designer

Am Wettbewerb können sich alle Betriebe der Region beteiligen. Die Handwerker suchen sich Gestaltende von außerhalb. Für den diesjährigen Wettbewerb wurde mit 122 Einreichungen ein Rekord geschrieben. Kooperiert haben 74 Handwerksbetriebe und 103 Gestaltende aus ganz Europa.

Sieben schöne Stücke, deren wesentliche Gemeinsamkeit die Nachhaltigkeit ist, erhielten eine Auszeichnung. 13 eine Anerkennung, weitere zehn eine Belobigung. Die Palette der Preisträger reicht von der Utensilienbox aus Holz und Porzellan über eine raumklimaregulierende Stampflehmwand bis zu einem Ofen aus Eisen und Beton.

"Tradiertes mit Neuem in Beziehung setzen", nennt Martin Bereuter, Tischler und Obmann der Handwerker-Plattform "Werkraum Bregenzerwald" das Ziel. "Leidenschaft und Ernsthaftigkeit unseres Arbeitens" zu zeigen, aber auch junge Menschen zum Handwerk zu motivieren, sehe er als eine der wichtigsten Aufgaben des Werkraums, sagt Bereuter.

Außer Konkurrenz wurden heuer erstmals junge Designschulen, das Royal College of Art London und die New Design University St. Pölten, zur Zusammenarbeit eingeladen. Präsentiert werden die Arbeiten im Dorfwirtshaus Jöslar. Die Studierenden liefern zu den Prototypen auch Finanzierungs-, Produktions- und Vermarktungsstrategien.

Ein Zwilling für den Kirchturm

Ebenfalls außer Konkurrenz verhalf Architekt Angelo Roventa der örtlichen Pfarrkirche zu einem zweiten Turm. Kreisförmig hat er zwölf Baumstämme, jeder 36 Meter hoch angeordnet und in Beton verankert. Mächtig wie die Kirche stehen sie direkt neben dem Sakralbau. Die Kirche ist Petrus geweiht, das Kunstobjekt trägt den Namen "Peter und Paula". Roventa versteht das als Hinweis auf mangelnde Gleichstellung, nicht nur der Geschlechter, sondern der Menschen. (Jutta Berger, 16.10.2018)