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Hilfslieferungen der Uno für die Hungernden im Südsudan.

Foto: REUTERS/Andreea Campeanu

Bonn/Wien – "Gefühl in der Magengegend, das durch das Bedürfnis nach Nahrung hervorgerufen wird; Verlangen, etwas zu essen." Die Duden-Definition von Hunger ist klar, jeder kennt dieses Gefühl. Um es loszuwerden, isst man etwas. So leicht es aber klingen mag, weltweit leiden 821 Millionen Menschen daran, nicht genug Nahrung zu sich nehmen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt der Welthunger-Index (WHI) anlässlich des heutigen Welthungertages.

Dabei habe es seit 2000, seit das erste Mal dementsprechende Daten erhoben wurden, lange eine positive Entwicklung im Kampf gegen Hunger gegeben. Zeitweise ist die Zahl der Hungernden um 28 Prozent gesunken. "Seit eineinhalb Jahren steigen die Zahlen der Betroffenen aber wieder", erklärt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, dem STANDARD. Die deutsche Hilfsorganisation veröffentlicht mit der irischen Organisation Concern Worldwide jährlich den WHI, der von Experten vom International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington ermittelt wird.

Die Gründe für den Rückschlag gegen Hunger sind vor allem Kriege und der Klimawandel. Als Extrembeispiele für kriegerische Konflikte, die zu zahlreichen Hungernden geführt haben, nennt Dieckmann den Jemen, den Südsudan und Syrien. "Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass die Welthungerhilfe in Syrien tätig sein wird, hätte ich das nicht geglaubt", so Dieckmann. Hier könne die Welthungerhilfe nur kurzfristige, weil humanitäre Hilfe leisten. Für langfristige Hilfe bedürfe es politischer Lösungen, so Dieckmann.

Dass Hunger als Fluchtgrund auch Thema der seit Jahren andauernden Flüchtlingsdebatte ist, sieht sie positiv: "Unsere Arbeit ist durch diese Diskussion nicht erschwert worden, im Gegenteil. Viele Menschen interessieren sich nun dafür."

Positivbeispiele in Afrika

Doch es gibt auch Positivbeispiele, wo Hunger effizient bekämpft werden konnte. In Äthiopien etwa, in Ruanda oder in Uganda, das besonders viele Flüchtlinge aufgenommen hat. "Das sind zwar keine Demokratien im europäischen Sinn, aber die politischen Entscheidungsträger fühlen sich verantwortlich für die Menschen in ihrem Land", so Dieckmann. Man könne helfen, indem man Anbaumethoden entwickle oder Menschen schule. Doch vieles, so Dieckmann, hänge von den Regierungen ab.

In Österreich forderten anlässlich des Welthungertages Caritas, Diakonie, Licht für die Welt und das Rote Kreuz von der Bundesregierung, der Ankündigung für mehr Hilfe vor Ort Taten folgen zu lassen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag appellierten die vier Hilfsorganisationen, die noch im Auslandskatastrophenfonds (AKF) liegenden acht Millionen für Entwicklungshilfe auszugeben. Insgesamt ist der Fonds mit 15 Millionen dotiert. (Kim Son Hoang, 16.10.2018)