Christophe Slagmuylder bleibt Chef der Wiener Festwochen bis 2024.

Foto: Andreas Jakwerth

Über das Privatleben Christophe Slagmuylders ist wenig bekannt. Das Wiener Publikum wird ihn aber in den nächsten sechs Jahren näher kennenlernen. Denn der bis dato nur interimistisch berufene Belgier wird nun bis 2024 Intendant der Wiener Festwochen. Es wird also nicht beim eilends zu organisierenden Einspringerprogramm für kommendes Jahr bleiben.

Trotz der kurzen Vorlaufzeit wird Slagmuylder aber wohl schon 2019 Profil zeigen können. Denn der 51-Jährige ist bestens vernetzt. Seit 2002 im Programmteam und seit 2007 als Leiter des Brüsseler Kunstenfestivaldesarts hat er sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Frie Leysen, seine Vorgängerin dort, beehrte die Festwochen übrigens 2014 als Schauspielchefin.

In Brüssel kuratierte Slagmuylder mit dem Blick auf das internationale Kunstgeschehen, aber mit Einbindung der lokalen Szene. 80 Prozent seiner Programme machten Eigenproduktionen und Uraufführungen aus. Das Publikum dankte ihm den Mut, er baut auf dessen Neugierde. Diversität und Offenheit, Avantgarde ohne Elitismus stehen auf seinen Fahnen.

So einen "Entfaltungsraum" plant er auch für Wien. Er will mit etablierten und aufstrebenden Künstlern arbeiten, der Polarisierung in der Gesellschaft mit Dialog entgegentreten: "Ich bin gegen diese Idee der Oppositionen." Mit dem wie die Festwochen alle Sparten bedienenden Kunstenfestivaldesarts ging er deshalb auch in Problembezirke hinaus.

Mit dem Posten in Wien zieht es Slagmuylder erstmals für längere Zeit ins Ausland. Der gebürtige Brüsseler studierte in seiner Heimatstadt Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt auf Gegenwartskunst, wurde dann Dozent für visuelle Theorie. Mitte der 1990er verlegte er sich auf die darstellenden Künste. Er engagierte sich bei verschiedenen Tanzkompanien, wurde außerdem Assistent der künstlerischen Leitung am Brüsseler Théâtre Les Tanneurs. Die Bühne beschwört Slagmuylder als Ort mit dem Potenzial, dass dort etwas geschieht, "was nirgendwo anders stattfinden kann". Das interessiert ihn.

2020 hätte er das renommierte Festival Theater der Welt leiten sollen. Im Sommer sagte er ab. Daraufhin wurde schon über einen Verbleib in Wien über 2019 hinaus spekuliert. Eine Wikipedia-Seite auf Deutsch hat Slagmuylder erst seitdem. Eine Info fehlt dort: Ausgesprochen wird sein Name "Slachmölder". Vielleicht lernt er im Gegenzug Deutsch. Er bleibt jetzt ja länger. (Michael Wurmitzer, 15.10.2018)