Das Militär in Myanmar soll den Hass gegen die muslimische Minderheit der Rohingya bewusst geschürt haben.

Foto: APA/AFP/YE AUNG THU

Die Gewalt gegen die muslimische Rohingya-Minderheit in Myanmar soll vom Militär geplant und koordiniert durchgeführt worden sein. Das hatten US-Ermittlungen, die im September präsentiert wurden, ergeben. Ein aktueller Bericht der "New York Times" illustriert nun, was für eine Rolle Facebook dabei gespielt hat. So ist das soziale Netzwerk in dem Land weitgehend verbreitet, so sehr, dass es von vielen Bürgern als Synonym für das Internet genutzt wird. Militärmitarbeiter sollen sich als normale Bürger ausgegeben haben, um Hass gegen die Minderheit zu schüren und so einen Völkermord zu bewirken. Die UNO und Menschenrechtsorganisationen hatten schon seit Monaten die Rolle der Regierung und von Facebook selbst kritisiert.

Facebook bestätigt Recherche und sperrt Konten

Die Mitarbeiter erstellten gefälschte Konten mit falschem Namen und verbreiteten Beiträge zu Zeiten, wo sie am ehesten gelesen werden. Neben der Hasskampagne attackierten sie auch Nutzer, die die Regierung kritisierten. Facebook hat dieses Vorgehen bestätigt, so sagte der Sicherheitschef Nathaniel Gleicher dazu, dass die Plattform "klare Versuche" des Militärs in Myanmar gefunden habe, "im Verborgenen Propaganda zu verbreiten".

Im August hatte die Plattform bereits offizielle Accounts der Armeechefs und mehrere Offiziere gesperrt, weil sie damit offen "ethnische und religiöse Spannungen" geschürt hätten. Nach Hinweisen und Fragen der "New York Times" wurden auch mehrere Konten, die gemeinsam über 1,3 Millionen Menschen erreichten, entfernt. Seiten, die eigentlich so ausgesehen hätten, als würden sie nichts miteinander zu tun haben seien alle mit dem Militär verbunden. Bis August sollen 700.000 Rohingya aufgrund der Gewalt und des Hasses das Land verlassen haben.

Hunderte Mitarbeiter

Involvierten Quellen zufolge sei die Kampagne bereits vor ungefähr fünf Jahren gestartet worden sein, mehr als 700 Menschen seien involviert gewesen. Zunächst wurde ein größeres Publikum aufgebaut. Die Seiten gaben sich etwa als Newsplattformen oder Fan-Seiten für Popstars aus. Themen, die behandelt wurden, waren etwa Unterhaltung, Beauty, oder Information. Andere Troll-Accounts verbreiteten diesen.

Dann wurden gefälschte Fotos – etwa welche, die eigentlich in den falschen Kontext gesetzt wurden – geteilt, die Tote zeigten. Sie wurden als Beweise für die Morde der Rohingya dargestellt. Kritiker wurden von den Troll-Accounts beschimpft, zudem wurden Diskussionen absichtlich angeheizt. Ein Mitarbeiter erklärte, dass es eine "goldene Regel" für Fake News gebe: Wenn ein Viertel einer Nachricht der Wahrheit entspreche, sei es leicht, den Rest als glaubwürdig zu verkaufen.

In Russland gelernt

Die dafür notwendigen Kenntnisse sollen laut den Quellen der "New York Times" vielfach aus Russland stammen. So sollen einige der Offiziere psychologische Kriegsführung, Hacking und andere Kenntnisse dort gelernt haben. Das Handeln des Militärs in Myanmar soll stark an Russlands Desinformationskampagne beim US-Wahlkampf 2016 erinnern, wobei in diesem Fall das eigene Volk zum Ziel gewählt worden sei. (red, 16.10.2018)