Der Schmetterlingsbuntbarsch sind farbenfroh und scheuen kein Blitzlichtgewitter.

Foto: IGB

Berlin – Regelmäßigen Aquarienbesuchern ist das Schild wohlvertraut: "Fotografieren nur ohne Blitz erlaubt!". Aber beunruhigt das Blitzlichtgewitter die Wasserbewohner tatsächlich oder ist es ihnen doch eher egal? Fakt ist: Fische können – ähnlich wie Säugetiere und Menschen – durchaus Stress empfinden, was zur Ausschüttung von Hormonen führt. Nun haben internationale Wissenschafter im SEA LIFE Berlin am Südamerikanischen Schmetterlingsbuntbarsch (Mikrogeophagus ramirezi) untersucht, ob das Fotografieren mit Blitz im Aquarium bei Fischen zum Anstieg des Cortisolspiegels führt.

"Fische sind in Bezug auf die Stressreaktion den Säugetieren und uns Menschen sehr ähnlich. Wird eine stressige Situation erlebt, steigt zuerst binnen Sekunden der Adrenalinspiegel im Blut. Nach einigen Minuten wird dann Cortisol ausgeschüttet", so Klaus Knopf vom Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Beide Hormone unterstützen zunächst verschiedene Anpassungsmaßnahmen des Körpers: die Herzfrequenz steigt, Muskeln und lebenswichtige Organe werden besser durchblutet.

Negative Folgen von Stress

Wirkt der sogenannte Stressor weiter, kann die andauernde Alarmbereitschaft negative Folgen beispielsweise für die Fortpflanzung, das Wachstum und die Immunfunktionen haben. "Unsere Arbeitsgruppe am IGB erforscht, wie Stress in der Fischzucht und Fischhaltung vermieden werden kann – ein wichtiger Baustein der Krankheitsprophylaxe", erklärt Knopf.

Die Ergebnisse des Forschungsteams zeigen jedoch für den Schmetterlingsbuntbarsch, dass Blitzlichgewitter den Tieren nicht zu schaden scheint – im Gegenteil: Die Werte für Cortisol und Glucose (ein weiterer Stressparameter) waren bei den "geblitzten" Tieren sogar niedriger als bei den "ungeblitzten" Fischen der Kontrollgruppe. Die Forscher beobachteten während der Versuchsdauer auch das Verhalten der Tiere. Die "geblitzten" Fische zeigten weniger aggressives Verhalten in Form von lateralen Attacken und Maulkontakt als die "ungeblitzten".

Reaktionen nicht bei allen Arten gleich

"Der Kamera-Blitz scheint die Tiere lediglich etwas abzulenken, aber nicht negativ zu beeinflussen. Dieses Ergebnis lässt sich aber nicht unbedingt auf alle Fischarten übertragen", so Knopf. Denn die verschiedenen Fischarten besiedeln Lebensräume mit ganz unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Andere Spezies könnten eine andere Reaktion auf grelle Lichtblitze zeigen als der Schmetterlingsbuntbarsch.

Einige Wassertiere, wie beispielsweise der Oktopus, reagieren schreckhaft auf Blitzlicht. Vorerst wird sich an der Foto-Beschränkung also nichts ändern: "Bisher haben wir unsere Besucherinnen und Besucher gebeten, die Fische in den Aquarien nicht mit Blitz zu fotografieren. Dennoch kommt dies immer wieder vor und dann ist es beruhigend zu wissen, dass es für die Tiere nicht unbedingt Stress bedeutet ", so Martin Hansel von SEA LIFE Berlin. (red, 16.10.2018)