Tübingen – Biochemiker der Eberhard Karls Universität Tübingen haben eine Art Antiblockiersystem von Arterien entdeckt, das die Entstehung gefährlicher Thrombosen verhindern kann. Bislang konnte dieser körpereigene Mechanismus nur an Mäusen nachgewiesen werden. Erste Untersuchungen mit menschlichen Zellen deuten allerdings darauf hin, dass auch menschliche Arterien über eine solche Schutzfunktion verfügen.

"Wir haben in Blutplättchen von Mäusen und Menschen einen selbstregulierenden Mechanismus entdeckt, der das unkontrollierte Wachstum eines Blutgerinnsels verhindern kann", erklärt Lai Wen, Erstautor der Studie, die nun in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde.

Wenn ein Blutgerinnsel wächst, muss das Blut das Hindernis umfließen. Je größer das Gerinnsel, desto mehr Kraft übt das vorbeiströmende Blut darauf aus, dadurch steigt die sogenannte Schubspannung. Das setzt einen Mechanismus in Gang, der bewirkt, dass in den verklebten Blutplättchen mehr cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) gebildet werde. "Dieser Botenstoff verhindert, dass weitere Blutplättchen haften bleiben und das lebensbedrohliche Gerinnsel löst sich langsam auf", beschreibt Lai Wen den Mechanismus.

Medikamentöse Behandlung

Das cGMP wirke als eine Art Antiblockiersystem für Blutgefäße, das sich je nach Bedarf über die Schubspannung selbst ein- oder ausschalte, betonen die Forscher. "Studien haben gezeigt, dass Menschen, die aufgrund eines genetischen Defekts weniger cGMP bilden, häufiger einen Herzinfarkt erleiden – der nun entdeckte Mechanismus wäre eine Erklärung dafür", sagt Feil.

Medikamente, die den Körper bei der Bildung von cGMP unterstützen, gibt es bereits. "Sie wurden für andere Zwecke entwickelt, könnten aber möglicherweise auch zur Behandlung bei Thrombosegefahr eingesetzt werden. Herkömmliche Medikamente gegen Thrombosen verursachen häufig Blutungen, weil sie die Blutgerinnung im gesamten Körper hemmen. Medikamente, die am cGMP-Mechanismus ansetzen, sollten dagegen weniger Nebenwirkungen haben", meint Feil. Um diese These zu bestätigen, braucht es jedoch noch klinische Studien. (red, 17.10.2018)