Canberra/Jerusalem – Australiens Premierminister Scott Morrison zeigt sich offen für eine Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels. Zwar gebe es keine Entscheidung zur Verlegung der australischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, aber die Argumente für einen solchen Umzug seien "überzeugend", sagte Morrison am Dienstag in Canberra.

Dennoch wolle Australien weiterhin an einer Zwei-Staaten-Lösung in Nahost festhalten, so der Liberale. Mit Blick auf das Wie müsse man aber offen bleiben. US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt. Seitdem boykottieren die Palästinenser die US-Regierung und erklären, die Vereinigten Staaten hätten sich als neutraler Vermittler in ihrem Konflikt mit Israel disqualifiziert. Im Mai ließ Trump die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen.

Nachwahl

Am kommenden Samstag gibt es in Sydney eine Nachwahl für den ehemaligen Parlamentssitz von Australiens Ex-Premier Malcolm Turnbull. Der Wahlkreis liegt in einem wohlhabenden Teil der Metropole mit der höchsten Dichte jüdischer Wähler landesweit. Der Regierungskandidat David Sharma war früher Botschafter in Israel. Laut Bericht hatte er Morrison die neue Israelpolitik vorgeschlagen. Die Regierung muss den Sitz gewinnen, um seine knappe Parlamentsmehrheit zu behalten.

Der palästinensische Botschafter in Australien, Issat Abdulhadi, verurteilte Morrisons Aussage laut einem Bericht des Senders ABC am Dienstag als "kurzfristigen politischen Gewinn", der langfristig dem internationalen Ruf des Landes schaden werde. Morrison sagte, eine mögliche Verlegung der Botschaft sei nicht mit den USA besprochen worden.

Israel hatte 1967 im Sechstagekrieg unter anderem das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser fordern diese Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. (APA, 16.10.2018)