Viele Menschen fühlen sich nicht wohl dabei, Einkommensdaten beim Mieten einer Wohnung an den Vermieter weiterzugeben. Ein elektronischer Bonitätscheck soll Abhilfe schaffen.

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Günstige Mietwohnungen sind zur Rarität geworden. Damit Vermieter sicherstellen können, dass sich der künftige Mieter eine Wohnung tatsächlich leisten kann, werden heute Einkommensnachweise verlangt. Wer den Lohnzettel nicht herzeigt, schmälert die Chancen bei der Wohnungssuche erheblich. Verzichten auf der anderen Seite Vermieter auf die Auskunft, steigt die Gefahr, Einnahmen zu verlieren.

In einem Wiener Start-up hat man sich eine neue Art ausgedacht, in dieser Sache zwischen Mieter und Vermieter zu vermitteln. Die Gründer von Fincredible bieten eine elektronische Lösung an, die einerseits Auskunft über die finanziellen Möglichkeiten des Mieters gibt, andererseits aber dem Vermieter keine konkreten Zahlen, Dienstgeberinformationen oder Kontobewegungen offenbart. Auf Basis aktueller Bankdaten und Kennzahlen, die die Miethöhe berücksichtigen, werden lediglich Ja/Nein-Kriterien an den Vermieter weitergemeldet.

Elektronische Bonitätsprüfung

"Der Vermieter kann nach einer Anfrage eine Einladung zur Bonitätsprüfung versenden", veranschaulicht der Geschäftsführer Christian Ochs. "Der Mieter erhält einen Link, der zu einer Webanwendung führt, und gibt – ähnlich wie bei Sofortüberweisungen – seine Kontozugangsdaten ein. Bevor das Ergebnis der Bonitätsprüfung an den Vermieter geht, kann der Mieter noch checken, welche Information er preisgibt."

Hintergrund dieser elektronischen Bonitätsprüfung ist die EU Payment Services Directive 2 (PSD2), eine Richtlinie, die seit Jahresbeginn gilt. Sie sieht vor, dass die Bank Kontoinformationen an externe Dienstleister geben darf, sofern der Bankkunde das wünscht. Die Gründer – ihr beruflicher Hintergrund liegt in Forschung und Lehre der IMC FH Krems, der WU Wien und der Modul University Vienna – verfolgten die Einführung von PSD2 und suchten gezielt nach Geschäftsideen in diesem Bereich.

"Es begann vor etwa zwei Jahren. Wir hatten einen wöchentlichen Jour fixe an der WU Wien, in dem wir über Forschungs- und Start-up-Ideen sprachen", blickt Mitgründer Stephan Gasser zurück. "Nachdem zwei von uns auf Wohnungssuche waren und dabei den ‚Privatsphäre-Schmerz‘ bei der Gehaltsoffenlegung spürten, wurde dieses Problem zum Thema."

Gemeinsam mit Alexander Eisl und Karl Weinmayer gründeten Ochs und Gasser 2017 das Unternehmen. "Im ersten Halbjahr haben wir nur Datenschutzfragen abgeklärt", erinnert sich Ochs. Die Anwaltskanzlei Herbst Kinski, mit der die Gründer von Beginn an kooperierten, um einen rechtlich einwandfreien Prozess aufzusetzen, ist heute am Unternehmen beteiligt.

Anlassfall

Die Datenschutzgrundverordnung, die im Mai in Kraft getreten ist, begrüßen die Gründer, die auch betonen, dass sie die Richtlinie übererfüllen – etwa indem sie einen weisungsfreien "Data Protection Officer" mit an Bord haben. Ochs hebt hervor, dass die Kontodaten unmittelbar nach der Auswertung gelöscht würden. Der Prüfung liege immer nur ein konkreter Anlassfall, die Miete eines bestimmten Objekts, zugrunde. Die Sicherheit der IT-Infrastruktur werde durch externe Dienstleister validiert.

Seit knapp einem Monat ist der Service nun online. Die Gründer arbeiten aber an weiteren Verfeinerungen. Die Kontodaten von Selbstständigen sollen besser eingeschätzt werden können, der Dienst auch für Wohngemeinschaften oder für Sonderfälle, wo etwa die Eltern für eine Studierendenwohnung aufkommen, angepasst werden.

Die Gründer sind zuversichtlich, dass ihr Service trotz Kontozugriffs Akzeptanz findet. "Wir haben uns nicht umsonst als ersten Anwendungsfall den Immobilienmarkt ausgesucht, wo Einkommenschecks üblich sind", betont Gasser. Der Service bringe hier für beide Parteien Vereinfachungen. Bezahlt wird Fincredible vom Vermieter. Künftig soll Fincredible aber auch noch in weitere Märkte einsteigen. Beim Abschluss von Handyversicherungs- oder Leasingverträgen oder im Glücksspielbereich gebe es potenzielle Anwendungsfälle.

Ihre alten Jobs in der Wissenschaft haben die Gründer behalten. Die Zeit, die sie in Fincredible steckten, ging deshalb auch mit großen persönlichen Einschnitten einher. Das Projekt haben sie bisher nur aus Eigenmitteln bestritten. "Wir würden aber dennoch unseren eigenen Finanzcheck noch bestehen", beruhigt Gasser. (Alois Pumhösel, 19.10.2018)