Wien – Der Wiener Deuticke Verlag ist bald Geschichte. Mit dem Frühjahrsprogramm 2020 werde Deuticke in der Marke Zsolnay aufgehen, hieß es am Dienstag in einer Aussendung: "Die grundsätzliche programmatische Ausrichtung des Hauses sowie die Anzahl der jährlich erscheinenden Bücher bleiben gleich. Der Verlag wird sich jedoch stärker auf den Ausbau der Marke Zsolnay konzentrieren."

Der vor über hundert Jahren gegründete Deuticke Verlag ist seit 2004 ein Imprint der Paul Zsolnay Verlag Ges.m.b.H, die seit 1996 zum Münchner Carl Hanser Verlag gehört. Die langjährige Deuticke-Verlagsleiterin Martina Schmidt werde die Programme des Jahres 2019 wie geplant gestalten und zum 1. Oktober 2019 in den Ruhestand treten, hieß es am Dienstag aus dem Verlag. Ab 2020 werden sämtliche neuen Titel sowie alle Neu- und Wiederauflagen unter dem Zsolnay-Logo firmieren.

"Unverständnis" bei Autoren

Ihr "Unverständnis" für die Aufgabe des Verlagsnamens Deuticke drücken indessen rund drei Dutzend Autoren des Verlags am Dienstagnachmittag in einer gemeinsamen Stellungnahme aus. "Als Autor/innen, die ja das Kapital eines Verlags darstellen, den es in Zukunft nicht mehr geben soll, bedauern wir diese Vorgangsweise sehr", heißt es in dem Statement.

"Selbstverständlich ist es das Recht der Hanser-Verlagsgruppe umzustrukturieren. Doch dass zugleich mit Martina Schmidts Abgang auch der Deuticke Verlag aufgelöst werden soll und in Österreich nur noch Bücher im ebenfalls zur Hanser-Verlagsgruppe gehörenden (und ebenfalls klassischen) Zsolnay Verlag erscheinen werden, können wir nicht nachvollziehen, handelt es sich bei Deuticke doch um eines der wenigen österreichischen Traditionshäuser", so das Schreiben, in dem auf die 125-jährige Verlagsgeschichte von Deuticke ebenso verwiesen wird wie auf schleichenden Personalabbau bei dem Verlag, der seit 2004 als Imprint des zum Münchner Carl Hanser Verlag gehörenden Paul Zsolnay Verlags fungiert.

"Dass die Verlagsbezeichnung 'Deuticke' ganz verschwinden soll, halten wir jedoch für einen strategischen Fehler. Mit der Auflösung wird die Marke und damit ihr Wert unwiederbringlich verschwunden sein", heißt es in dem Schreiben, in dem u.a. Paulus Hochgatterer, Dimitré Dinev, Daniel Glattauer, Peter Henisch, Walter Kappacher, Arno Geiger, Radek Knapp und Martin Amanshauser beklagen, "dass nächstes Jahr eine österreichische Verlagsära sang- und klanglos zu Ende gehen soll". (APA, 16.10.2018)