Die Stammkunden des Softwarekonzerns SAP sind einer Umfrage zufolge sehr zurückhaltend bei der Verlagerung ihrer Kernprozesse in die Cloud. Dazu seien lediglich zehn Prozent bereit, sagte der Vorsitzende der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG), Marco Lenck, am Dienstag auf dem Jahreskongress in Leipzig. Der Rest wolle seine Daten zur Firmensteuerung nicht in die Datenwolke packen, sondern Kernprozesse lieber über auf eigenen Rechnern befindliche Lizenzsoftware steuern. Lenck fordert Europas größten Technologiekonzern auf, dem Rechnung zu tragen und weniger nur auf die Cloud ausgerichtete Entwicklungen auf den Markt zu bringen: "Viele Anwender sorgen sich, dass Cloud-Systeme nicht mehr alle Geschäftsprozesse abdecken."

Wechsel zu neuem Kernprodukt

Langsam läuft der Umfrage zufolge auch der Wechsel der Stammkunden zum neuen Kernprodukt S/4Hana. Nur 41 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie bis 2025 ihre Systeme komplett verlagert haben. Genau dann endet die Wartungszusage von SAP und damit der Anspruch auf Aktualisierung der Software. "Es wird dann ein erweitertes Angebot geben müssen", verlangte Lenck. Zudem sprach er sich für einheitliche Datenmodelle aus. "Davon sind wir noch weit entfernt, es werden sogar Kunden unterschiedlich innerhalb der Systeme klassifiziert." Dies erschwere beispielsweise die Echtzeit-Analyse von Daten. Es gebe da keine "einfache Lösung", aber die Vereinheitlichung sei "eine ernst gemeinte Forderung".

Der Walldorfer Dax-Konzern gibt am Donnerstag Einblick ins dritte Quartal. Das Geschäft mit Mietsoftware aus der Cloud wird eine zentrale Rolle spielen. (Reuters, 16.10.2018)