CSU-Chef Horst Seehofer verschiebt die Debatte um seine Person in die Zeit nach der Regierungsbildung.

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Deckel drauf, und dann ist Ruh, herzlich grüßt die CSU. Nach diesem Motto haben die CSU-Oberen schon oft versucht, ihnen unliebsame Debatten abzudrehen. Man weiß außerdem auch von Parteitagen in Bayern: Der Tagesordnungspunkt "Aussprache" ist dort fast kürzer als das traditionelle Totengedenken.

Auch CSU-Chef Horst Seehofer scheint auf diese Karte zu setzen. Viele in der Partei finden, ein Gutteil des schlechten Wahlergebnisses sei ihm zu verdanken. Und schließlich hat er als Vorsitzender ja auch die letzte Verantwortung. Doch Seehofer will nicht weichen.

Er verschiebt die Debatte um seine Person in die Zeit nach der Regierungsbildung. Das Kalkül dahinter ist offensichtlich: Wenn die neue Regierung steht und die CSU trotz des Zwangs zur Koalition ein paar Erfolge vorlegen kann, dann stimmt das auch die Basis milder.

Angesichts des Unmuts ist allerdings ungewiss, ob diese Strategie aufgeht. Eigentlich spräche auch nichts dagegen, einen Parteitag parallel zu den Koalitionsverhandlungen einzuberufen. Die Basis wird schon Zeit haben, sie muss ohnehin keine Regierung bilden. Seehofer hat das übrigens auch nicht vor. Er ist nur beim Sondieren dabei.

Ganz sicher aber wird eines nicht funktionieren: die Frage der personellen Konsequenzen auch nach der Vereidigung der neuen Regierung zu verschleppen. Für "Deckel drauf" ist der Frust bei den Funktionären einfach zu groß. (Birgit Baumann, 16.10.2018)