Österreichs Pensionssystem würde eine Reform benötigen, meinen Experten.

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Wien – Über eines sind sich Andreas Zakostelsky, Bernd Marin und Robert Holzmann einig: Österreichs Pensionssystem ist nicht nachhaltig. Es würde eine echte Reform benötigen, auch wenn man die staatliche Pension nicht schlechtreden solle. International gehe der Trend dahin, Pensionssysteme ganzheitlich zu betrachten, sagt der frühere Weltbankmanager Robert Holzmann. Um das Pensionssystem auf nachhaltig sichere Beine zu stellen, müsse es auf mehreren Säulen stehen.

Eingeladen wurde der ausgewiesene Pensionsexperte (der wie berichtet OeNB-Gouverneur werden soll), um mit seinem Fachkollegen Bernd Marin auf Einladung des Fachverbands der Pensionskassen den Stand der Dinge zu beleuchten. Wobei Holzmann sich zu Österreichs Erfolgen auf diesem Gebiet definitiv nicht äußern will. Was er aber in seiner langjährigen Forschung festgestellt habe: Es gebe weltweit Beispiele, die man sich abschauen könne.

Zum Beispiel was die Betriebspensionen betrifft. In den USA wurden aus diesem Titel im Jahr 2015 rund 1,45 Billionen US-Dollar ausbezahlt, die staatliche Pension machte weniger als eine Billion aus. Das Verhältnis staatliche Pension zu Zusatzpension lag beim 1,5-Fachen. Davon ist Österreich weit entfernt, wie der Sozialforscher Marin anmerkt.

Betriebspensionen als Minderheitenprogramm

In Österreich sind Betriebspensionen ein Minderheitenprogramm mit derzeit unter 95.000 Beziehern. Um das zu ändern, müsse es darauf einen Rechtsanspruch geben, sagt Marin. Für den Obmann des Fachverbands der Pensionskassen, Zakostelsky, sähe eine gute Mischung im Säulenmodell so aus: Tragende Säule bliebe die staatliche Pension mit 60 Prozent, Betriebspensionen kämen idealerweise auf 25 und kapitalgedeckte Varianten auf zehn bis 15 Prozent. Was die Betriebspensionen betrifft, so scheint das US-Modell ein guter Weg: Steuerliche Begünstigungen werden nur Betrieben gewährt, die auch die untersten Einkommen miteinbeziehen, ergänzt Holzmann.

Ein weiterer Punkt: Die Grundversorgung – oder Nullsäule, wie Holzmann das nennt – werde weltweit in nahezu allen Ländern gewährt. Ist sie zu hoch, sei der Anreiz gering, neben der ersten Säule auch noch in die beiden anderen zu investieren.

Was die Reform der ersten Säule betrifft, so habe die Regierung sich leider davon verabschiedet, sagt Marin. Zumindest beim Ausbau der zweiten Säule seien daher beherzt Maßnahmen zu ergreifen. (Regina Bruckner, 17.10.2018)