Kiew – Der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow schwebt nach Angaben seiner Familie nach seinem monatelangen Hungerstreik in Lebensgefahr. Fast alle seine Organe, darunter die Leber, das Herz und das Gehirn, seien "ernsthaft geschädigt", sagte Senzows Cousine Natalia Kaplan am Dienstag in Kiew. "Niemand kann sagen, ob Oleg überleben wird."

Senzow wollte mit dem Hungerstreik die Freilassung aller ukrainischen politischen Gefangenen in Russland erzwingen – was ihm nicht gelang. Der 42-Jährige hatte seinen Hungerstreik Anfang Oktober beendet, um einer Zwangsernährung zu entgehen. Im Verlauf der 145-tägigen Protestaktion verlor er 20 Kilogramm Gewicht. "Leider sind seine letzten Briefe ziemlich pessimistisch. Er hat ein Testament geschrieben, in dem er darum bittet, seine Kinder nicht im Stich zu lassen", berichtete Kaplan.

20 Jahre Haft

Senzow wird in einer Strafkolonie im äußerstem Norden Russlands festgehalten. Der Filmemacher war 2014 auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim festgenommen worden. Die Behörden warfen ihm vor, Brandanschläge organisiert zu haben. Der Aktivist und Dokumentarfilmer wies dies zurück. Im August 2015 wurde er zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Der Prozess wurde international kritisiert. Neben der EU und den USA setzten sich auch bekannte Persönlichkeiten wie der US-Autor Stephen King, Hollywoodstar Johnny Depp und der russische Regisseur Andrej Swyaginew für eine Freilassung des Filmemachers ein. Moskau lehnte diese aber ab. (APA, 16.10.2018)