Bartholomeos I. traf vor vier Jahren in Wien den damaligen Außenminister und jetzigen Bundeskanzler Sebastian Kurz.

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Frage: Wie viele orthodoxe Christen leben derzeit in Österreich?

Antwort: Die letzten offiziellen Zahlen stammen von 2014, damals war von etwa 500.000 Orthodoxen in Österreich die Rede. Laut dem Sekretariat des griechisch-orthodoxen Metropoliten ist die wahre Zahl der Orthodoxen in Österreich aber deutlich höher. Sie könne mit mindestens 750.000 bis 800.000 angenommen werden – die zweitgrößte Religionsgemeinschaft Österreichs. Die bei weitem größte orthodoxe Kirche in Österreich ist mit rund 300.000 Mitgliedern jene der Serben. Zuständiger Bischof ist Andrej (Cilerdzic). Er leitet die serbisch-orthodoxe Diözese Österreich-Schweiz, zu der auch Italien und Malta gehören.

Frage: Wie ist die orthodoxe Kirche in Österreich strukturiert?

Antwort: Sieben orthodoxe Kirchen haben hier kirchliche Strukturen und sind in der Orthodoxen Bischofskonferenz vertreten: das Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox), das Patriarchat von Antiochien, die russisch-orthodoxe Kirche, die serbisch-orthodoxe Kirche, die rumänisch-orthodoxe Kirche, die bulgarisch-orthodoxe Kirche und die georgisch-orthodoxe Kirche. Höchstes Gremium ist die Orthodoxe Bischofskonferenz. Diese vertritt die orthodoxe Kirche gegenüber dem Staat. Ordentliche Mitglieder sind die jeweiligen für Österreich zuständigen Metropoliten/Bischöfe. Den Vorsitz führt immer der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel – aktuell Metropolit Arsenios.

Frage: Warum ist der Beschluss, eine eigenständige ukrainisch-orthodoxe Kirche zu gewähren, so brisant?

Antwort: Die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew werden durch die Kirchenspaltung noch weiter belastet. Moskau fühlt sich zudem durch die von Konstantinopel gebilligte Abspaltung angegriffen. Das dürfte nun unweigerlich zum Machtkampf zwischen den beiden bedeutendsten Ostkirchen führen.

Frage: Welche Interessen der Ukraine stecken dahinter?

Antwort: Für Präsident Petro Poroschenko ist es vor allem eine Machtfrage. Einerseits hofft er, den Einfluss Moskaus durch eine eigenständige Kirche weiter einschränken zu können. Andererseits ist die Schaffung einer eigenen Kirche einer der wenigen Erfolge, die er sich 2019 bei den Präsidentenwahlen auf seine Fahne schreiben kann. (ab, mro)