Die Volksschule Dorf in Lauterach wurde um die alten Bäume gebaut.

Foto: Jutta Berger

Bregenz – Verdichtung heißt das Zauberwort in der Vorarlberger Kommunal- und Landespolitik. Der Bodenknappheit will man in Städten und Dörfern durch Zusammenrücken beikommen. Man sollte sich dabei aber nicht nur auf die Steigerung der Nutzflächen konzentrieren, mahnt Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne). Vielmehr müsse die Natur in die Planung integriert werden.

Um seine Forderung zu illustrieren, lud Rauch die Medien in die Volksschule Dorf in Lauterach. Die neue Schule gruppiert sich in mehreren Gebäuden (Clustern) rund um den alten Baumbestand. Die Lernräume öffnen sich nach außen, holen das Grün in die Schule. Das begrünte Dach ist Beobachtungsposten für kleine Schmetterlingsforscher, Beerensträucher und Hochbeete liefern die gesunden Rohstoffe für gemeinsames Kochen.

Grün schützt und tut gut

Wie bei diesem Bau (Architektur Feyferlik/Fritzer) müssten künftig in der Quartiers- und Objektentwicklung Chancen für eine vielfältige Flora und Fauna geschaffen werden. Rauch präsentierte am Mittwoch ein Symposium, das erste dieser Art in Westösterreich. Bei "Natur Vielfalt Bauen" werden internationale Fachleute Beispiele, Konzepte und Strategien für Bauen mit der Natur aufzeigen.

Innerstädtische Grünräume sind nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch Klimaregulatoren, schützen vor Hitze, filtern Feinstaub und speichern CO2, sagt die Architektin Marina Hämmerle, die mit einem Expertinnenteam das Symposium organisiert. Die Tagung soll für die Planung qualitätsvoller und gesunder Lebensräume sensibilisieren und Gemeinden und Land Ideen für Maßnahmen liefern.

Gemeinden können Natur verordnen

Mit den Serviceangeboten "Nachhaltig: Bauen in der Gemeinde" und "Naturnahes Bauen" habe der Umweltverband bereits einen Anstoß gegeben, sagt Verbandsobmann und Bürgermeister Rainer Siegele (VP). Das Interesse der Gemeinden sei rege, über 100 Projekte wurden bereits umgesetzt. Für Dachbegrünungen und ökologische Außengestaltungen gebe es zusätzliche Förderpunkte.

Rauch erhofft sich vom Symposium auch Anregungen für Planende. Denn die Vorarlberger Baukultur, deren Ruf international anerkannt ist, leide derzeit im Mehrgeschoßwohnbau unter "Uniformität der Klötze". Durchdachtes Bauen mit der Natur könnten Gemeinden über Bebauungspläne, mit denen man beispielsweise Dachbegrünungen vorschreiben kann, steuern, sagt Siegele.

Rauch sieht auch im Raumplanungsgesetz, das derzeit überarbeitet wird, Möglichkeiten. In den räumlichen Entwicklungskonzepten wie bei Verträgen zwischen Gemeinden und Bauträgern könnte naturnahes Bauen festgeschrieben werden. (Jutta Berger, 17.10.2018)