Sparen schmeckt den Österreichern. Sie legen im Schnitt 245 Euro pro Monat zur Seite. Der Hauptgrund dafür ist die Bildung eines Notgroschens und die finanzielle Absicherung. Auch für größere Anschaffungen oder eine tolle Urlaubsreise wird gespart.

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Dass Österreich ein Land der Sparer ist, hat sich auch bei der diesjährigen Umfrage der Erste Bank bestätigt. Demnach ist der Betrag, den die Österreicher im Durchschnitt monatlich zur Seite legen, auf 245 Euro gestiegen. 2015 waren es noch 201 Euro. Der Hauptgrund für das Sparen ist nach wie vor der Notgroschen bzw. die finanzielle Absicherung.

Im Vergleich zu den Ergebnissen 2009 zeigt sich aber, dass das Thema Altersvorsorge stark aus dem Fokus der Österreicher gerückt ist. Haben 2009 noch 56 Prozent die Altersvorsorge als wichtig angesehen, so waren es jetzt nur noch 41 Prozent. "Das ist alarmierend", sagt Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank Österreich, bei der Präsentation der aktuellen Sparstudie.

Dass die Leute sich einen ordentlichen Notgroschen zur Seite legen, sei prinzipiell ja ein guter Ansatz, sagt Schaufler. "Es ärgert mich aber, dass die Leute einen Kaufkraftverlust von fünf Milliarden Euro pro Jahr hinnehmen", so der Experte. Dieser Realverlust kommt zustande, weil das aktuelle Nullzinsumfeld keinen Ertrag für Sparer abwirft, die Inflation aber bei zwei Prozent liegt (Wert für September laut Statistik Austria). Trotzdem geben 75 Prozent der 900 befragten Österreicher an, dass Sparen für sie "sehr wichtig" bzw. "ziemlich wichtig" ist. Im Vergleich zu 2015 hat die Bedeutung des Sparens damit zugenommen. 2015 lag der Wert noch bei 68 Prozent.

So bequem wie möglich

Um diese Sparer abzuholen und ihnen die Gewinnchancen am Kapitalmarkt näherzubringen, startet die Erste Bank eine neue Offensive. Kunden können sich ihren Fondssparplan künftig selbst zusammenstellen. "Früher stand ein Fonds für einen Sparplan", erklärt Schaufler. Das habe für die Ideen, die der Kunde im Portfolio haben wollte, oft aber nicht gereicht. Daher kann der Kunde jetzt fünf Fonds mixen und damit seinen individuellen Sparplan selbst festlegen. Damit die Einstiegsangst "Fondsgebühren fressen den Ertrag auf" genommen wird, sind diese Sparpläne in den ersten drei Jahren gebührenfrei. "Wir wollen mit dem Produkt in die Breite kommen", betont Schaufler.

Für den Kunden soll alles so bequem und einfach wie möglich ablaufen. In Kürze, so Schaufler, sollen die Kunden ihre Fonds und Sparpläne via George (Onlinebanking-App der Erste Bank) aussuchen können. Das dafür benötigte Depot kann dann in 3:50 Minuten eröffnet werden. Der Mix aus Fonds ergibt für Schaufler aus zwei Gesichtspunkten Sinn: Erstens können Kunden ihre Ideen damit besser umsetzen, und zweitens helfe eine Diversifikation auch dabei, besser durch eine Krisenphase durchzutauchen.

Bis Investments am Kapitalmarkt von einer breiten Bevölkerung jedoch angenommen und eingegangen werden, könnte es noch dauern. Denn um das Finanzwissen der Österreicher steht es nicht gut. 91 Prozent der Befragten kamen in Not, als sie erklären sollten, was Anleihen sind. 70 Prozent konnten nicht erklären, was ein Fonds ist, 62 fehlt wirkliches Wissen zu Aktien, 48 Prozent konnten Zinsen nicht erklären, und 35 Prozent fangen mit dem Begriff Inflation nichts an. "Das zeigt, wie wichtig das Thema Finanzbildung ist", sagt Schaufler. Nur 36 Prozent der Befragten halten ihren Wissensstand über Finanz- und Wirtschaftsthemen für "sehr gut"/"gut". Die Bank betreibt ja den Financial Life Park (Flip). Dieser soll kommendes Jahr durch einen Bus ergänzt werden. Das mobile Flip soll dann durch Österreich touren.

Zinserholung nur langsam

Die Aussichten für Anleger sind derzeit solide. "Unsere Prognosen bestätigen ein anhaltend solides globales Wirtschaftswachstum – auch in Österreich", sagt Gudrun Egger, Head of Major Markets und Credit Research der Erste Bank. Die Dynamik werde sich 2019 aber abschwächen. Egger warnt vor zu viel Euphorie, wenn die EZB im Herbst 2019 die Zinsen anhebt. Die Normalisierung der Geldpolitik brauche Zeit. "Ein Niveau von zwei bis drei Prozent für kurzfristige Einlagen für private Haushalte ist innerhalb der kommenden drei Jahre nicht absehbar." (bpf, 17.10.2018)