Wissenschaftliche Untersuchungen in Hundezonen haben ergeben, dass es dort oft zu gewalttätigen Kopulationsversuchen unter Hunden kommt, woraus zu schließen ist, dass man Männer wie Hunde trainieren soll, um sie von Vergewaltigungen abzuhalten. Wobei die Autorin der Studie einräumt: "Aufgrund meiner eigenen Situiertheit als Mensch, statt als Hund, erkenne ich meine Grenzen bei der Einschätzung an, ob es sich bei Hundekopulation um Vergewaltigung handelt."

Das klingt nach einem Gag. Ist es auch. Die Studie über "hündische Vergewaltigungskultur" ist einer von 20 Fake-Artikeln, die ein amerikanisches Forscherteam bei geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Fachmagazinen eingereicht hat. 14 davon, inklusive "Human reactions to rape culture and queer performativity at urban dog parks in Portland", wurden tatsächlich veröffentlicht, wodurch die Urheber ihre These bestätigt sehen, laut der Wahrheitsfindung in manchen Wissenschaftsbereichen immer unwichtiger wird.

Kann es sein, dass mit dieser Methode "Entlarvung durch Fake" auch bei uns gearbeitet wird? Den Verdacht legt eine unlängst lancierte Meldung nahe, wonach die Medienhäuser Dichand und Fellner einander gegenseitig vorwerfen, schamlos bei Bund und Stadt Wien öffentliche Gelder abzukassieren. Das klingt, als würden sich Mafia und 'Ndrangheta über moralisch unsaubere Geschäftsmodelle der jeweils anderen beklagen. Da kann was nicht stimmen. Verdächtig wirkt in diesem Zusammenhang auch ein Auftritt Wolfgang Fellners bei den Medientagen. Auf offener Bühne erklärte er dort, dass die aktuelle Ausgabe seiner Zeitung oe24 "kein einziges Inserat von öffentlicher Hand" enthalte. Tatsächlich befanden sich aber drei Inserate der Stadt Wien und eines des Bundesheers im Blatt. Gab es für diese Aussage zunächst nur zwei mögliche Erklärungen – entweder der oe24-Herausgeber glaubt, Bundesheer und Stadt Wien seien privatisiert, oder er will zeigen, dass er für Dreistigkeit beim Lügen keine Obergrenzen akzeptiert -, so bietet sich jetzt eine dritte Deutung an: Hier hat ein von einem schlecht vorbereiteten Schauspieler dargestellter Fake-Fellner einen Textfehler gemacht. Das würde auch sein outriert wirkendes, Gebrauchtwagenhändler-klischeehaftes Auftreten bei der Veranstaltung erklären.

Und durchaus denkbar, dass so ein Streich auch der Gegenseite gespielt wurde, zum Beispiel mit der Figur des angeblichen krone.at-Chefredakteurs Richard "Schmalbart-News" Schmitt. Sein Geständnis, mit der Facebook-Seite H.-C. Straches gemeinsame Sache zu machen, verhöhnt das offizielle Krone-Motto, wonach sie "unabhängig" sei, und hätte im Falle Schmitts realer Existenz längst zu seiner Entlassung geführt.

Niemand weiß, wer hinter diesen raffinierten Fakes steckt, aber wir könnten von ihnen profitieren. So wie Mütter ihren um ein Spielzeug streitenden Kindern dieses wegnehmen, könnten Bund und Stadt Wien die Subventionierung der beiden Medienhäuser für ein Jahr aussetzen, damit über 46 Millionen Euro einsparen und uns Steuerzahler nach dem Motto "Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte" zu erfreuten Dritten machen. (Florian Scheuba, 18.10.2018)