Diesen Anblick mögen Greifvögel gar nicht.
Foto: Anthony Boigné

Paris/Rennes – Immer wieder kollidieren Vögel mit Flugzeugen, solange sich diese auf geringer Höhe befinden. Das kann erhebliche Probleme verursachen – 2009 etwa musste ein Airbus mit 155 Menschen an Bord auf dem Hudson River notwassern, nachdem Gänse in beide Triebwerke gerissen worden waren.

Vogelschlag verursacht in der Luftfahrt weltweit einen Schaden von über einer Milliarde Dollar pro Jahr, rechneten Experten vor. Den größten Schaden haben aber natürlich die betroffenen Tiere selbst – und besonders schwer wiegt dies, wenn es sich um solche aus selten gewordenen Arten handelt.

Stimuli im Test

Französische Forscher haben nun in Kooperation mit Airbus ein neues Abschreckungssystem vorgestellt, das speziell auf Greifvögel abzielt. Es basiert auf einer optischen Täuschung: Die simulierte Bewegung konzentrischer schwarzer Kreise auf weißem Untergrund entspricht in der Mustererkennung im Gehirn der Tiere offenbar rasch näherkommenden Augen, also der bevorstehenden Kollision mit einem Gegner.

Wissenschafter des Centre national de la recherche scientifique und der Universität Rennes hatten in ausführlichen Testreihen die verschiedensten visuellen Stimuli an Greifvögeln in Gefangenschaft ausprobiert. Die konzentrischen Kreise erwiesen sich dabei als "Superstimulus".

Der Praxistest war ein Erfolg.
Foto: Anthony Boigné

Nach über 300 Experimenten wurde der Testsieger schließlich am Flughafen Lourdes-Tarbes-Pyrénées auf seine Praxistauglichkeit überprüft. An strategisch ausgewählten Punkten – dort, wo die Kollisionsgefahr besonders hoch ist – wurden große LED-Displays aufgestellt, die das Muster den ganzen Tag über zeigten.

Der Erfolg war durchschlagend: Die Greifvögel zogen sich binnen kurzer Zeit von überall dort zurück, wo sie das Display im Auge hatten – respektive unter dem Eindruck standen, dieses hätte sie im Auge. Das Vermeidungsverhalten hielt noch fünf Wochen nach der Deaktivierung der Schirme an.

Komplexes Gebiet

Die Forscher glauben, dass derartige optische Täuschungen eine für die Vögel harmlose und zugleich einfach durchzuführende Methode sind, um die Tiere von brisanten Punkten fernzuhalten. Ein Universalmittel sind sie aber offenbar nicht: Die Versuche zeigten zwar, dass auch Rabenvögel das Muster meideten, andere Zugvögel hingegen schienen davon unbeeindruckt.

Für die Wissenschafter ist das bloß ein zusätzlicher Anreiz, den Aspekt ihrer Forschungen weiterzuverfolgen, der sie – so schön das Verhindern von Vogelschlag auch ist – am meisten interessiert: nämlich wie die Signal- und Musterverarbeitung im Gehirn genau abläuft. (red, 21. 10. 2018)