Nach der großen Dürre in Ibiza 2015 gab es heuer, auch dank Entsalzung des reichlich vorhandenen Meerwassers, keine Engpässe.

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Im Sommer vor drei Jahren fuhr den Ibizenkern der Schreck in die Knochen. Es war das Jahr der großen Dürre: Aus den Wasserhähnen kam Meerwasser, weil die Entsalzungsanlagen überlastet waren. Die Bewohner kauften zum Trinken, Kochen, Duschen, Spülen und Waschen Wasser in Plastikflaschen und gaben hunderte Euro im Monat dafür aus.

Privatleute, Restaurants und Hotels kippten das teure Trinkwasser sogar in ihre Spül- und Waschmaschinen, denn das salzige Leitungswasser machte die Maschinen kaputt. Felder, Gärten, Grünanlagen, Sportplätze und Straßen durften nicht mehr gegossen oder abgespritzt werden. Der Grundwasservorrat war stellenweise auf sechs Prozent seiner maximalen Menge gesunken und dabei versalzt, denn die Wasserkörper lagen tiefer als der Meeresspiegel. Da rief die Inselregierung den ökologischen Notstand aus.

Nicht mehr unkontrolliert angezapft

Heute sind die 16 Reservoirs zwar wieder voller, aber elf von ihnen sind noch immer versalzt. Doch immerhin: Sie werden nicht mehr unkontrolliert angezapft. Seit diesem Sommer kommt der größte Teil des Leitungswassers aus drei Meerwasserentsalzungsanlagen. Sie versorgen teilweise oder ganz vier der fünf Gemeinden. Zuletzt ist die Anlage in Santa Eulària des Riu im Inselosten in Teilbetrieb gegangen: Sie war schon seit vier Jahren fertig, aber es fehlte das Geld für Leitungen und Anschlüsse.

Juan Calvo ist zufrieden. "Das geht in die richtige Richtung", sagt der Umwelttechniker, "obwohl wir noch immer auf der Intensivstation liegen." Er ist Vorsitzender der Alianza por el Agua, die nach dem Schock vor drei Jahren gegründet worden ist. "Wir haben das in die Hand genommen", sagt er, "nach jahrelanger Misswirtschaft und Gleichgültigkeit." Wir, das sind einige der knapp 145.000 Bewohner der 41 mal 15 Kilometer großen Insel. Ibiza empfängt jedes Jahr rund drei Millionen Touristen. Seit den 1990ern hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt.

Rund 50 gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Gruppen auf Ibiza und von der Nachbarinsel Formentera haben sich nun zusammengeschlossen, um die Wasserwirtschaft zu gestalten.

Undichte Wasserleitungen

Die Wasserallianz sei einzigartig in Spanien, sagt Calvo. Den Anstoß gab eine Stiftung namens Ibiza Preservation Fund. Sie hat nach dem trockenen Sommer eine Studie finanziert, in der die Lage analysiert und ein Maßnahmenkatalog erarbeitet wurde. "Unser oberstes Prinzip war die Rettung der Grundwasservorräte", sagt Calvo.

Doch es gibt noch andere Hürden auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, etwa die Sanierung der Trinkwasserleitungen. 40 bis 70 Prozent der kostbaren Flüssigkeit gehen unterwegs verloren, das hat die Studie vor drei Jahren gezeigt. Oder die Klärung des Abwassers: Drei der vier Kläranlagen auf Ibiza stammen aus den 1980ern und sind überlastet, im Sommer läuft das Abwasser oft ungeklärt ins Meer. Viele Abwasserrohre sind undicht, Fäkalien und Nährstoffe gelangen schon in Küstennähe ins Wasser und setzen dort den Posidonia-Wiesen zu. Diese sterben ab.

Auch die hochkonzentrierte Sole, die nach der Entsalzung in das Meerwasser zurückgeleitet wird, schädigt das Posidonia-Gras. In der bei Badegästen beliebten Talamanca-Bucht zum Beispiel ist der Salzgehalt des Wassers bereits so hoch, dass große Flächen der Unterwasserwiesen abgestorben sind.

Aufbereitetes Meerwasser als erschöpfliche Ressource

Selbst wenn auf Ibiza eines Tages das Wasser effizient entsalzt, geklärt und verteilt ist, wird es der begrenzende Wirtschaftsfaktor bleiben. Denn auch aufbereitetes Meerwasser ist eine erschöpfliche Ressource. Auf Ibiza ist der Prozess teuer und umweltschädlich, denn der Strom kommt vom Gas- und Dieselkraftwerk. Die Wasserrechnungen für diesen Sommer sind noch nicht zugestellt.

Für Calvo steht fest: "Was die drei Anlagen nicht schaffen, das ist nicht mehr möglich." Am Wasservorrat müssten sich also auch die Politiker orientieren, die Raumordnungspläne erstellen und Baulizenzen vergeben. Das bedeutet keine neuen Hotels, keine neuen Wohnungen, nicht noch mehr Touristen, nicht noch mehr Einwohner. (Brigitte Kramer aus Ibiza, 18.10.2018)