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Nur ein Glas voll Müll pro Jahr: Zero-Waste-Pionierin Bea Johnson schafft das. In Wien diskutierten und referierten Start-ups, wie Konsumenten Abfall drastisch reduzieren können.

Foto: AP/Bea Johnson

Es gehe nicht darum, Müll zu managen, sondern ihn gar nicht erst zu erzeugen, sagte Zero-Waste-Gründerin Helene Pattermann zum Auftakt der ersten Zero-Waste-Konferenz in Wien, die in der Uno-City stattfand. Dabei berichteten UN-Organisationen über aktuelle Herausforderungen, und innovative Start-ups stellten ihre Ideen vor. Am Ende der Tagung stand fest: An Ideen mangelt es nicht.

Die sind auch dringend notwendig. Denn die Herausforderungen werden nicht weniger. Derzeit würden laut aktuellem Bericht der Weltbank weltweit pro Jahr 2,01 Milliarden Tonnen Müll produziert. Der globale Abfallmarkt hat ein geschätztes Volumen von etwa 350 Milliarden Euro pro Jahr, informierte Anja Korenblik aus dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, das sich auch mit illegaler Abfallbeseitigung beschäftigt. Denn die ordnungsgemäße Entsorgung von gefährlichen Stoffen ist kostspielig. Und davon fallen 400 bis 800 Millionen Tonnen pro Jahr an. Auch Carmela Centeno von der UN-Organisation für industrielle Entwicklung informierte über globalen Aufholbedarf: Jedes Jahr werden 65 Milliarden Tonnen an Rohstoffen extrahiert und verwendet. Nur sieben Prozent dieser Materialien werden wiederverwendet oder recycelt.

Mehr Planung, weniger Müll

Das Panel in der zweiten Hälfte der Tagung zeigte, dass es auch in Österreich in vielen Bereichen bereits Ideen und Alternativen gibt, um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen. Dabei halten sich viele Start-ups an folgende Rs: Refuse (ablehnen), Reduce (reduzieren), Reuse (wiederverwenden), Recycle (zur Wertstoffsammlung bringen) und Rot (kompostieren).

So ein Lebensstil erfordere zwar mehr Planung, kann aber auch mehr Ruhe ins Leben bringen, räumte Daniela Einsiedler ein. Vor einem halben Jahr hat sie ihre Firma Abfallwerk gegründet, die Zero-Waste-Workshops für Private und Unternehmen anbietet.

Unverpackte Biolebensmittel kann man bei Lieber ohne im sechsten Wiener Gemeindebezirk kaufen. "Am Anfang hatten wir Probleme, regionale Lieferanten zu finden. Das hat sich umgekehrt: Mittlerweile werden wir von Produzenten kontaktiert", sagt Gründer Markus Ivany. Einkaufen dauere zwar "etwas länger", da die Ware selbst eingepackt wird. Dafür könne der Essensabfall reduziert werden: Fixe Verpackungsgrößen fallen weg, es wird nach Bedarf gekauft. Weltweit wird ein Drittel aller noch genießbarer Lebensmittel nicht gegessen. Das sind 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch Tobias Judmaier. Er verarbeitet mit seinem Lieferservice "Iss mich!" Biogemüse, das für den Handel "zu hässlich" ist.

Einen anderen Geschäftszweig behandelt Karin Kuranda von Endlos fesch, einer Modebibliothek in Wien, in der rund 300 Bekleidungsstücke vier Wochen lang ausgeborgt werden können. Durchschnittlich werden Outfits, die für spezielle Anlässe gekauft wurden, höchstens zweimal getragen. Dabei ist die Textilbranche die zweitgrößte umweltverschmutzende Industrie nach der Ölindustrie. "2700 Liter Wasser sind notwendig, um ein T-Shirt zu erzeugen. Daher müssen wir unsere Konsummuster ändern und den Dingen wieder mehr Wert geben", sagte Kuranda. (Julia Schilly, 18.10.2018)