Ob Bedienen von Maschinen oder einfache Sekretariatsarbeit – Mensch und Computer laufen um Jobs um die Wette.

Foto: Imago

Maschinen können bald mehr als die Hälfte der Tätigkeiten übernehmen, die bisher von Menschen ausgeübt werden. In der Folge ist mittelfristig mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze von der Automatisierung und Robotern bedroht. Ältere Menschen trifft das besonders hart, da sie sich schwertun, neue Jobs zu finden oder umzusatteln. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Mercer-Studie.

Wie groß der Anteil ersetzbarer älterer Menschen in einem Land ist, hängt von ihrer Ausbildung, dem Anteil der industriellen Produktion, den Sozialausgaben und dem gesetzlichen Rahmen ab. Die künftige Arbeitslosigkeit bei Menschen zwischen 50 und 64 Jahren wird entsprechend stark von Sozialausgaben der Regierung und Unternehmen, von Veränderungen in der Industrieproduktion, der finanziellen Unterstützung, sowie Aus- und Weiterbildung beeinflusst. Ohne Maßnahmen könnte Mercer zufolge in vielen Ländern mehr als die Hälfte der älteren Bevölkerung betroffen sein.

Die aktuellen Tätigkeiten jüngerer Menschen sind in vergleichbarer Größe bedroht. Die Studienautoren gehen aber davon aus, dass sie eher ihre Qualifikationen erhöhen und auf weiterhin nachgefragte Arbeit umsteigen können. Konkret wird in der Studie, die der Berater Mercer für das Global Risk Center der Marsh & McLennan Companies durchgeführt haben, für Österreich eine Bedrohung von 54 Prozent der Jobs errechnet, die derzeit von älteren Menschen ausgeführt werden. In Deutschland sind es im Vergleich 57 Prozent, in China 76 Prozent, in Australien nur 42 Prozent. Grundsätzlich sind ältere Menschen in Entwicklungsländern stärker betroffen als in hochentwickelten Staaten.

Bedroht von der Automatisierung ist repetitive, wenig qualifizierte Arbeit, vom Bedienen der Maschinen in der Industrie bis zu einfacher Sekretariatsarbeit. Mercer geht davon aus, dass die Arbeit der Zukunft rund um konkrete Aufgaben organisiert sein wird und nicht mehr rund um eine Anstellung in einer Firma. Technologiekenntnisse und fachübergreifende Fähigkeiten werden zunehmend gefragt, die geistige Anforderung an den Job steigt deutlich.

Die Studie verweist aber auch auf Hoffnungselemente für ältere Menschen: In den meisten Ländern schrumpft die Bevölkerung, es stehen weniger Junge für die Arbeit zur Verfügung. Parallel dazu steigt das Bedürfnis älterer Menschen nach sinnvoller Beschäftigung und die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Wobei diese Motivation auch durch finanzielle Engpässe erzwungen wird.

Schon jetzt sind die weltweiten Ersparnisse für die Pension um 70 Billionen Dollar niedriger, als die Ausgaben, die Pensionisten bis zum Ende ihres Lebens noch vor sich haben. Diese Lücke könnte bis 2050 auf 400 Billionen Dollar steigen. Auch hier sind Frauen härter betroffen als Männer, da sie im Laufe ihres Lebens weniger für die Pension ansparen können, zumeist aber länger leben.

Die Studie zeigt auch eine Verschiebung der Einkommensverteilung zwischen Löhnen und Kapital durch Automatisierung auf: Die Produktivität der Wirtschaft dürfte deutlich wachsen, die Gewinne daraus dürften aber großteils dem Kapital zugutekommen und nur zu einem kleinen Teil die Löhne erhöhen. (APA, red, 18.10.2018)