Florian Freistetter: "Hawking in der Nussschale". € 14,40 / 120 Seiten. Hanser, München 2018

Hanser

Unter den großen Leistungen des im vergangenen März verstorbenen britischen Astrophysikers Stephen Hawking sticht eine nicht unmittelbar wissenschaftliche hervor: Es gelang ihm meisterhaft, ein allgemeines Publikum zu erreichen und für die Astronomie zu begeistern.

Hawkings Wirkung als Wissenschaftskommunikator kann kaum überschätzt werden – seine Bücher waren und sind für viele Menschen eine Eintrittskarte in die faszinierende Welt der Physik. Zu ihnen zählte auch einmal ein 16-jähriger österreichischer Schüler, dem nach der Lektüre von Hawkings Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" erstmals bewusst wurde, dass man das Universum in seiner Gesamtheit naturwissenschaftlich erforschen kann. Nach der Schule entschied sich Florian Freistetter für ein Astronomiestudium.

Schmerzhafte Vereinfachung

Jetzt zollt Freistetter, der sich inzwischen selbst einen Namen als Wissenschaftsvermittler gemacht hat und regelmäßig auch auf derStandard.at bloggt, seinem Vorbild Tribut: In dem Büchlein "Hawking in der Nussschale" begibt er sich auf eine kurze, aber ausgesprochen informative Reise durch den Kosmos des großen Physikers.

Entlang von fünf Themenblöcken stellt Freistetter Hawkings Arbeit und seine wichtigsten Erkenntnisse vor und verwebt dabei mühelos die Geschichte der modernen Physik mit Hawkings Gedankengängen. Ab und an merkt man dem Naturwissenschafter Freistetter seine Ambivalenz an, was populärwissenschaftliche Vereinfachungen hochkomplexer Phänomene und den zwangsläufigen Präzisionsverlust betrifft.

So könnten etwa die geläufigen nichtmathematischen Erklärungen der Hawking-Strahlung nur unzureichend erklären, warum Schwarze Löcher doch nicht ganz so schwarz sind, wie man lange dachte. Dann gewinnt aber schnell wieder der Wissenschaftsvermittler Freistetter die Oberhand und liefert treffendere Sprachbilder. (David Rennert, 22.10.2018)