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Wien – Erst als 65-Jährige begann sie, Prosa zu schreiben. Ihren ersten Roman brachte sie mit 80 heraus. Im Vorjahr erschien ihr erster Gedichtband, Im Gehen. Am 22. Oktober feiert Ilse Helbich ihren 95. Geburtstag. Und am 9. November erhält die im Kamptal lebende Wienerin im Festspielhaus in St. Pölten den mit 11.000 Euro dotierten Kulturpreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Literatur.

Ilse Helbich wurde 1923 in Wien geboren und studierte Germanistik. Sie arbeitete publizistisch u. a. zur Biografie Ludwig Wittgensteins, schrieb zahlreiche Radio-Collagen für den ORF sowie Kolumnen für Die Presse. Ihre späte Autorinnenkarriere schlug sich u.a. in den Büchern Schwalbenschrift (2003), Die alten Tage (2004), Iststand. Sieben Erzählungen aus dem späten Leben (2007) und Fremde. Erzählungen (2010) nieder.

Prosaminiaturen über Bilder, Klänge und Gerüche von einst

In ihrem Roman Das Haus (2009) verarbeitete sie die Geschichte eines von ihr 1985 im Ortszentrum von Schönberg am Kamp erworbenen alten Hauses, das sie renovieren ließ. 2012 erschien der Band Grenzland Zwischenland. Erkundungen, vorsichtige Erfahrungsberichte von den einschneidenden Veränderungen, die das Alter mit sich bringt, vom Leben mit zunehmender Erblindung, vom Kampf um die Hoheit über das eigene Wort und die eigene Erinnerung. In Vineta (2013) erinnerte sie sich in vielen kurzen Kapiteln an ihre Kindheit in Wien. In Prosaminiaturen werden Bilder, Klänge und Gerüche von einst heraufbeschworen, vom Kreischen der Tramwaybremsen bis zum Teppichklopfen.

Zuletzt erschien ihre Sammlung früher und später Gedichte Im Gehen, in dem auch die zunehmende Immobilität und andere Veränderungen im hohen Alter thematisiert werden. Den Abschluss macht ein letztes Notat: "Es ist gesagt, was zu sagen war. Das Andere, das jetzt ist, entzieht sich den Worten. Tief innen ist jetzt eine Melodie, die sich dem Nachsingen versagt." (APA, 18.10.2018)