Blick auf die Ruinenstätte des Sirkeli Höyük mit Zitadelle sowie Unter-, Ober- und Vorstadt.
Foto: Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern, Projekt Sirkeli Höyük

Bern/Ankara – Sirkeli Höyük ist vielleicht nicht unbedingt ein Name, den durchschnittlich geschichtsinteressierte Menschen sofort parat haben. Gelegen im Südosten der Türkei nahe der Millionenmetropole Adana, handelt es sich aber um einen Ort mit Geschichte: Es ist ein Hügel, der etwa von 5.000 vor unserer Zeitrechnung bis zur Zeitenwende durchgehend besiedelt war.

Neue Entdeckungen

Seit den 1990er-Jahren wurden dort vermehrt archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Nun hat ein schweizerisch-türkisches Team dort eine antike Stadtanlage entdeckt. Das Forscherteam unter der Leitung der Universität Bern stieß mit Hilfe von geophysikalischen Prospektionen und Oberflächenbegehungen auf eine ausgedehnte Unterstadt mit einstmals dichter Wohnbebauung und eine Oberstadt, die auf zwei Bergrücken liegt respektive lag. Im Zentrum findet sich eine Nekropole mit Kammergräbern.

Die städtischen Bereiche bilden laut den Forschern eine für diese Region bisher einzigartige, 80 Hektar große Stadtlandschaft. Nach Angaben von Mirko Novak vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Uni Bern waren sowohl die Unter- als auch die Oberstadt von einem doppelten Stadtmauerring und einem Graben umgeben, der auch die Zitadelle, die seit längeren schon bekannt ist, einfasste.

Relikte einer bewegten Geschichte

Ausgrabungen fanden an verschiedenen Orten statt. In der Unterstadt wurden die aus großen Steinblöcken gefertigten Mauern der Stadtbefestigung sowie das gepflasterte Osttor aus dem frühen 1. Jahrtausend untersucht. Am Tor fanden sich Spuren einer Belagerung, die vermutlich vom assyrischen König Salmanasser III. stammen und somit ins Jahr 835 vor unserer Zeitrechnung datieren dürften.

In einem benachbarten Gebäude fand sich ein Stempelsiegel, das gleichermaßen mit luwischen (also altanatolischen) Hieroglyphen und babylonischen Keilschriftzeichen beschriftet ist. "Die parallele Verwendung dieser Schriftsysteme auf einem Siegel sei für das erste Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung extrem ungewöhnlich, sagt Novak. Im Nordosten der Zitadelle zeigen zwei Felsreliefs den Hethitischen König Muwattali II. (1290–1272 v. u. Z.). Darüber erstreckt sich ein Bauwerk, das offenkundig dem Ahnenkult diente.

Vergessenes Zentrum

In einem verhältnismäßig kleinen Raum auf dem höchsten Punkt der Zitadelle fanden die Forscher überdies die Skelette von mindestens drei Schafen auf einem Podest – offensichtlich Reste einer rituellen Handlung. "Sämtliche dieser Erkenntnisse stützen die Annahme, dass es sich bei der antiken Stadt um das als Kultort bekannte Kummanni handeln könnte", glaubt Novak.

Erweist sich diese Vermutung als richtig, könnte eine historische Wissenslücke geschlossen werden: Kummanni war vagen historischen Überlieferungen zufolge religiöses Zentrum und Hauptstadt des Königreichs Kizzuwatna, das um 1500 v. u. Z. kurzfristig Unabhängigkeit vom Reich der Hethiter erlangte, ehe es diesem erneut angeschlossen wurde. Der Name der Hauptstadt wurde überliefert – wo sie sich befand, blieb jedoch unklar. (red, APA, 18.10.2018)