Wien – Der afghanische Arbeitsminister Faizullah Zaki Ibrahimi hat die restriktive EU-Einwanderungspolitik an seinem eigenen Leib zu spüren bekommen. "Ich habe mein Visum erst vor drei Tagen bekommen", berichtete Ibrahimi am Donnerstagabend zum Auftakt einer internationalen Migrationskonferenz in Wien. "Und wann soll ich das Land verlassen? In 72 Stunden."

"Als Minister mit einem Diplomatenpass muss ich den Schengenraum innerhalb von 72 Stunden verlassen", sagte der Gast aus Kabul, als er gemeinsam mit Ministern und Staatssekretären aus Deutschland, Portugal, den Niederlanden, der Türkei und Tunesien an einer Podiumsdiskussion des in Wien ansässigen International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) teilnahm.

Nur 72 Stunden, aber "willkommen"

Ibrahimi wollte damit das "völlige Fehlen" legaler Migrationswege aus seinem Land nach Europa illustrieren, obwohl die Flüchtlingszahlen in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen seien.

Die 400 Teilnehmer der Expertenkonferenz in der Wiener Aula der Wissenschaften reagierten amüsiert auf die Anmerkung des afghanischen Ministers. ICMPD-Generaldirektor Michael Spindelegger versuchte umgehend, aufkommende Zweifel an der Gastfreundschaft Österreichs zu zerstreuen. "Es ist großartig, dass Sie hier sind. Sie sind willkommen in Österreich, auch wenn es nur 72 Stunden sind", sagte der Ex-Vizekanzler, der dem Minister auch eine weitere Einladung in Aussicht stellte. (APA, 18.10.2018)