London – Der Haushaltsstreit von Italien mit der EU-Kommission bremst am Geldmarkt die Spekulationen auf eine EZB-Zinserhöhung. Mittlerweile wird erst für Oktober 2019 damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) einen ihrer Schlüsselzinsen anhebt. Die Chancen für einen Schritt um zehn Basispunkte bereits im September 2019 werden dagegen inzwischen als deutlich niedriger angesehen.

Investoren halten es nun mehr und mehr für möglich, dass die EZB aufgrund des Haushaltskonflikts ihren geplanten Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik etwas langsamer gestalten könnte.

Anleihekäufe zurückfahren

Die EZB stellt bisher in Aussicht, ihre billionenschweren Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur Ende Dezember einzustellen, da sich der wirtschaftliche Aufschwung inzwischen gefestigt hat. An ihren Schlüsselzinsen will sie noch bis über den Sommer 2019 hinaus nicht rütteln. Ihr Leitzins liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der Einlagensatz steht sogar bei minus 0,4 Prozent. Das bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie bei der Notenbank Geld parken.

Die Sorgen um Italiens Staatsfinanzen lassen die Anleger am Rentenmarkt nicht los: Die Rendite der zehnjährigen italienischen Anleihen stieg am Freitag um sieben Basispunkte auf 3,74 Prozent, den höchsten Stand seit Februar 2014. Der Risikoaufschlag zu vergleichbaren deutschen Staatsanleihen liegen mit 336,4 Basispunkten mittlerweile so hoch wie zuletzt während der europäischen Schuldenkrise 2012. Die EU-Kommission räumte Italien in einem Brief eine Frist bis Montag ein, um auf die Bedenken an dem Haushaltsentwurf zu antworten. (APA, 19.10.2018)