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Amazon soll versuchen, Gewerkschaften aggressiv zu verhindern.

Foto: Abhishek N.Chinnappa/REUTERS

Arbeitsbedingungen bei Amazons Lagerhäusern sind in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisiert worden, in den letzten Monaten werden immer wieder Stimmen laut, die die Behandlung der Mitarbeiter der Supermarktkette Whole Foods des Unternehmens kritisieren. Besonders für Aussehen sorgten durchgesickerte Ausschnitte eines Trainingsvideos für Manager, das präsentiert, wie aggressiv die Firma versucht, die Gründung von Gewerkschaften zu verhindern.

Mindestlohn sei "Gewerkschaftsvokabular"

Diese zeigen etwa, wie man erkennt, dass Mitarbeiter versuchen, eine Gewerkschaft zu gründen – "frühe Warnsignale einer potentiellen Organisierung" seien etwa, wenn Mitarbeiter plötzlich miteinander Zeit verbringen würden oder "Gewerkschaftsvokabular" nutzen wie "Mindestlohn".

Manager sollten keinesfalls Mitarbeiter offen bedrohen, wenn sie denken, dass sie versuchen, eine Arbeitnehmervertretung zu organisieren, allerdings sollen sie ihre Meinung kundtun. Diese könnte sachlich formuliert sein – wie, dass man lieber direkt mit seinen Mitarbeitern "in Kontakt treten" möchte. Sie könnte aber auch, wie erklärt wird, aggressiv sein: "Gewerkschaften sind lügende, schummelnde Ratten." Beide Formen der Meinungsäußerung seien legal.

Amazon sei nicht per se gegen Gewerkschaften, aber auch nicht neutral eingestellt. Wichtig sei eine direkte Kommunikation zwischen Managern und Mitarbeitern, welche ansonsten gestört werden könnte.

Offener Brief von Sanders und Warren

Die Videos, die bereits Ende September geleakt sind, haben zu regen Diskussionen geführt. Amazon kritisierte die Veröffentlichung gegenüber Gizmodo, da es sich nur um "Rosinenpicken" von bestimmten Ausschnitten handle und die Firma den Mindestlohn nun auf 15 Dollar angehoben hat.

Nun haben sich die demokratische Senatorin Elizabeth Warren und der Senator Bernie Sanders in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Die beiden fordern Amazon dazu auf, das gesamte Video zu veröffentlichen und kritisieren, dass Amazon womöglich illegal Union Busting, also die Zerschlagung von Gewerkschaften, betreibe.

Amazon habe zwar den Mindestlohn gehoben, jedoch sei das keine Freikarte, um Arbeitnehmervertretungen zu verhindern. Zudem habe man den Lohn erhöht, dafür aber mögliche Zusatzzahlungen gestrichen. Ohne Vertretung könne das Unternehmen jederzeit Boni oder erhöhte Gehälter wieder streichen.

Wie Gizmodo berichtete, soll das Unternehmen nun auch Mitarbeiter gekündigt haben, die die schlechten Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung offen kritisierten. (red, 19.10.2018)