Sind verärgert: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

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München – Bayern München schließt die Reihen. Am Freitag setzte der deutsche Fußball-Rekordmeister überraschend eine Pressekonferenz an, bei der die gesamte Klubspitze auftrat. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportchef Hasan Salihamidzic verkündeten dabei, dass sich der FC Bayern "ab diesem Tag respektlose Berichterstattung" der Medien nicht mehr bieten lassen wird.

Man habe sich in der Länderspielpause zusammengesetzt und sei zu dem Schluss gekommen, dass es so nicht weitergehen könne, sagte Rummenigge. Und er zitierte sogar Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Er frage sich, so der 63-Jährige, ob das auch für Fußballer gelte.

"Da fehlen jegliche Worte"

Was zuletzt passiert ist, hätte nichts mehr mit Kritik an Leistung zu tun gehabt, sondern sei eine Abrechnung mit Nationalspielern gewesen, nicht zuletzt solchen von Bayern München. "Die Polemik scheine keine Grenzen zu kennen", sagte Rummenigge, auch nicht bei Experten, die früher einmal beim FC Bayern gespielt hätten. Was etwa über Manuel Neuer gesagt wurde, "da fehlen mir jegliche Worte". Der Mann, der das Torwartspiel quasi neu erfunden habe, werde in ungehöriger Art und Weise nun in Frage gestellt.

Dass den Bayern-Innenverteidigern Mats Hummels und Jerome Boateng nach dem 0:3 des DFB-Teams in den Niederlanden "Altherrenfußball" vorgeworfen wurde, kam bei Rummenigge ebenfalls nicht gut an. "Geht's eigentlich noch?" Und im Zusammenhang mit den Routiniers Franck Ribery und Arjen Robben meinte er, dass "Altersgrenzendebatten" keine Art seien, mit hochverdienten Spielern umzugehen. "Wir werden uns das nicht mehr gefallen lassen."

Zielgruppe Springer

Rummenigge schoss sich besonders auf Journalisten des Springer-Konzerns ein, "die Herren in der ersten Reihe" dürften sich speziell angesprochen fühlen. Man habe zwei Unterlassungsklagen durchgesetzt, in Zukunft werden der FC Bayern bei Falschmeldungen auch Gegendarstellungen einfordern.

"Es ist an der Zeit, dass sich der wichtigste Klub Deutschlands klar positioniert", sekundierte Hoeneß. "Wie n-tv versucht hat, Jogi Löw abzuschießen, das war widerlich. Diesem Mann wurden zehn Jahre lang die Füße geküsst", sagte der Präsdent. Was Bayern betrifft, sei nicht das Problem, "dass wir zu wenige Klassespieler haben. Sondern, dass jene die nicht spielen, sauer sind." Eine Stärke des Klubs sei nicht zuletzt die familiäre Atmosphäre. Spielern werde nach Verletzung ausreichend Zeit gegeben, um wieder Anschluss zu finden, anstatt sie permanent in Frage zu stellen. Hoeneß verwies in diesem Zusammenhang erneut auf Neuer, der monatelang habe pausieren müssen.

Zweierlei Maß

Skurril: Wenige Minuten bevor Hoeneß bayerische Menschlichkeit pries, zog er selbst rüde über seinen früheren Profi Juan Bernat her. Der Spanier, mittlerweile für Paris St. Germain tätig, habe im Champions-League-Viertelfinale in Sevilla "einen Scheißdreck" gespielt und sei "fast alleine dafür verantwortlich" gewesen, dass Bayern beinahe aus dem Bewerb ausgeschieden sei. Daher sei damals entschieden worden, Bernat zu verkaufen.

"Ich glaube, dass die Aussagen des Präsidenten Hoeneß alles andere als glücklich sind und einem Präsidenten von einem großen Klub nicht gerecht werden", sagte dessen Berater JoseTarraga daraufhin der Bild-Zeitung. "Aktuell ist Juan nicht mehr beim FC Bayern, er will nur an PSG denken. Wir haben stets gedacht und denken immer noch, dass Bayern ein großer Klub ist, in dem alle handelnden Personen professionell agieren."

Erfolgsbilanz

Rummenigge sprach von einer "sechsjährigen Dauerparty" in München. Meisterschaften in Serie, Champions League, Supercup – "mehr kann man nicht gewinnen." Vier unbefriedigende Spiele seien kein Grund, hämisch und herabwürdigend mit Spielern umzuspringen. "Ab dem heutigen Tag werden wir Spieler, Trainer und Klub schützen." Es gebe einen Unterschied zwischen seriöser Berichterstattung, die durchaus kritisch sein könne und einer, die sich um Fakten nicht schert.

Salihamidzic schließlich erläuterte, warum er in der Trainerfrage kein Machtwort gesprochen habe. Niko Kovac war in den letzten Wochen nach vier sieglosen Matches in Serie unter Druck geraten. "Ich muss mich nicht hinter den Trainer stellen, denn er steht ja nicht in Frage", meinte er. "Es geht gar nicht", wie die Arbeit eines ganzen Klubs sofort in Frage gestellt worden sei. "Negative Berichterstattung hat sich die Mannschaft nicht verdient, ich werde sie verteidigen. Aber so richtig."

Am Samstag (15.30 Uhr) treten die sechstplatzierten Bayern in der Bundesliga gegen Wolfsburg an. (bausch, 19. 10. 2018)