Fix und fertig werden Holzmodule zur Baustelle transportiert und dann zu einem Gebäude zusammengefügt.

Foto: Foto: ZIMA/purelivin

Fertig schaut das dann beispielsweise so aus: das Sozialzentrum Antoniushaus in Feldkirch.

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Die Autoindustrie macht es vor. Fahrzeuge werden am Computer geplant, am Fließband produziert und fix und fertig an die Nutzer geliefert. Diese Systematisierung ist effizient, spart Zeit und Kosten. Eben das soll die Zukunft auch für die Bauwirtschaft bringen. "Die Vision ist, dass Module, etwa ein Zimmermodul oder eine Nasszelle inklusive Armaturen und Duschwanne, in der Fabrik gefertigt, auf die Baustelle geliefert und dort zusammengestellt werden", sagt Architektin Regina Lettner.

Besonders hoch ist das Potenzial für die Systematisierung beim Baustoff Holz. Zwei österreichische Unternehmen, die ein solches Konzept im Zuge einer Zusammenarbeit bereits umsetzen, sind Kaufmann Bausysteme aus Reuthe und der Projektentwickler Zima aus Dornbirn. Seriell vorgefertigte Grundmodule aus Holzmassivbauweise werden beim Purelivin-System aneinander "angedockt". Auf diese Weise entstehen Zwei- bis Vier-Zimmer-Einheiten mit 51 bis 75 Quadratmetern.

Die Gebäude sind zu 95 Prozent natürlich, die Bauzeit vor Ort beträgt lediglich ein Drittel, der Betonanteil wird auf zehn Prozent reduziert, und das gesamte Gebäude kann rückgebaut und recycelt werden. "Es gibt keine Verzögerungen durch klimatische Einflüsse und ein klares Zeit- und Kostenmanagement durch die Vorfertigung", berichten die Entwickler.

Keine Fehler

Ziel ist, sagt auch Lettner, so wenig Zeit wie möglich auf der Baustelle zu verbringen, das reduziert Kosten. Zudem könnten durch Vorfertigung Zeitverzögerungen und handwerkliche Fehler verhindert werden. Außerdem muss Holz – im Gegensatz zu anderen Baustoffen – nicht austrocknen, die Baustelle ist sofort begehbar. Und: Holzbauten bieten viele Möglichkeiten für Zwischen- und Umnutzung, so Lettner.

Sie kritisiert, dass Holzbauten noch viel zu selten umgesetzt werden – obwohl das Interesse bei Bauträgern und Investoren groß ist, laut Umfragen sogar bei 98 Prozent liegt. Lettner: "Leider tun es viele nicht, weil sie das Gefühl haben, ihnen fehlt es an Wissen."

Das stimme teilweise auch, so die Architektin. Zu Beginn eines Projekts werden bei der Baukostenberechnung mit unterschiedlichen Materialien oft Faktoren nicht bedacht, die einen Holzbau günstiger machen würden. "Es werden Gemeinkosten einer herkömmlichen Baustelle kalkuliert, dabei verkürzt sich beim vorgefertigten Holzbau die Bauzeit um etwa 45 Prozent", so Lettner. Zudem rechne sich niemand aus, wie viel Eisen man sparen könnte, weil durch das geringere Gewicht die Erfordernisse an das Fundament stark reduziert werden. So entstehen Holzbauten mit Anforderungen, die eigentlich für Stahlbeton nötig wären.

Falsch gerechnet

Zudem finden Berechnungen oft erst nach der Planung statt. "Jemand überlegt sich: 'Vielleicht könnten wir doch mit Holz bauen.' Dann wird nachgerechnet, aber falsch. Von Anfang an in Holz geplant, wären viele Projekte günstiger." Lettner ist sich sicher: Holzbau ist genauso teuer wie Stahlbeton. Beweise dafür fehlen aber. Daher hat sie mit ihrem Unternehmen Baukult ZT eine Erhebung konzipiert, die dazu endlich Zahlen liefern soll.

Wer mit Holz bauen will, das gelte auch für Einfamilienhäuser, so Lettner, wisse oft nicht, wo er Informationen findet. Sie rät, sich an Pro Holz, Holzbau Austria oder produzierende Betriebe zu wenden. Sie alle beschäftigen sich mit Statik, Brand- und Schallschutz von Holz – übrigens Themen, die oft mit Vorurteilen behaftet sind, für die es aber längst Lösungen gibt. Auch im Sinne der Nutzflächenoptimierung sei Holz der Baustoff der Zukunft, denn durch geringere Außenwandstärken ergeben sich drei Prozent mehr nutzbarer Raum. "Ich würde den Immobilienverantwortlichen raten, jetzt schon mit Holz anzufangen, dann sind sie in ein paar Jahren nicht unter den Letzten."

Das Argument, dass Architekten durch Gebäude aus der Fabrik arbeitslos werden, lässt Lettner nicht gelten: "Das klingt nach Retortenwohnen, aber auch in der systematisierten Autoproduktion gibt es verschiedene Modelle. So wird es auch bei Gebäuden sein." (Bernadette Redl, 25.10.2018)