Michael Tojner war 2008 im Rennen um B&C dabei, jetzt soll er der Unicredit ein Angebot gemacht haben, um die Kontrolle der Stiftung zu erlangen. Er bestätigt das nicht.


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2017 haben die Industriebeteiligungen der B&C einen Gewinn von fast 500 Millionen Euro eingefahren.

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Die B&C-Industrieholding, die mehrheitlich am Faserhersteller Lenzing, Aluminiumerzeuger Amag und Semperit beteiligt ist, hat diese Woche Appetit auf neue Beteiligungen eingestanden. Allerdings schaut es derzeit so aus, als würde die Eigentümerin der Gesellschaft, die B&C-Privatstiftung, selbst zum Objekt der Begierde geworden sein. Konkret macht in Wiener Bankkreisen das verdichtete Gerücht die Runde, Unternehmer und Investor Michael Tojner wolle die Kontrolle über die Privatstiftung erlangen, sie "knacken". Und zwar mit Unterstützung und dafür auch zum Vorteil der italienischen Unicredit.

Konkret sollen die Pläne so aussehen: Tojner soll der Mailänder Mutter der Bank Austria 100 Millionen Euro bieten, damit sie ihm (bzw. einer seiner Gesellschaften plus Investoren) ihre Rechte als Begünstigte und Letztbegünstigte der Stiftung überlässt. Weitere 150 Mio. Euro soll er in Aussicht gestellt haben, damit der Stiftungsvorstand umbesetzt wird und er selbst (bzw. etwaige Investoren) einziehen könnte. Bezahlt werden solle all das freilich schon von der B&C-Privatstiftung, wie es gerüchteweise heißt.

Eine Milliarde für Unicredit

Punkt drei des Vorhabens betrifft Ausschüttungen aus den Kernbeteiligungen der B&C. Da soll Tojner der Unicredit 50 Prozent der jährlichen Dividenden aus den Industriebetrieben anbieten – so lange, bis eine Milliarde Euro beisammen ist. Danach könnte ein anderer Aufteilungsschlüssel vereinbart werden.

All das würde ein Erdbeben für die 2000 von der Bank Austria (BA) gegründete Stiftung und die Industriegruppe bedeuteten. Derzeit sitzen Ex-BA-Chef Erich Hampel, Anwalt Wolfgang Hofer und dessen Kollege Stefan Fida im Vorstand der Stiftung. Deren Zweck ist die "Förderung des österreichischen Unternehmertums". Hofer bestätigt auf Anfrage des STANDARD Interesse Tojners: "Michael Tojner versucht schrittweise, die Stiftung zu übernehmen." Allerdings sieht es der anders: "Wir schauen uns tausend Sachen an. Es kann sein, dass wir uns auch B&C angesehen haben." Ein weiterer Kommentar ist von Tojner nicht zu erhalten. Auch nicht von der Unicredit, die "Gerüchte und Spekulationen grundsätzlich nicht kommentiert".

Am Samstag bekräftigte die B&C-Privatstiftung per Aussendung, dass es sich in ihren Augen um den Versuch einer "feindlichen Übernahme" handle. Es werde nun versucht, die bereits abgelösten Rechte ein zweites Mal zu verwerten. Stiftungsvorstand Hofer die STANDARD-Informationen bestätigend: "Ja, es gibt diese Versuche von Unicredit und Herrn Tojner. Wir werden alles daran setzen, eine Aushöhlung unserer Betriebe sowie einen Abzug substantieller Mittel aus der B&C-Gruppe zu verhindern. Unser Weg war nie jener des schnellen und kurzfristigen Geldes. Wir stehen voll zu unserem Auftrag und unseren Unternehmen und werden diesen Weg entschlossen weiter gehen."

Italiener wollten versilbern

Umkämpft war die B&C-Stiftung mit ihren Beteiligungen seit jeher. Gegründet wurde sie in dem Jahr, in dem die Münchner HVB die Bank Austria übernahm. Die nächsten BA-Eigentümer, Unicredit, hätten die Beteiligungen gern versilbert – das war durch die Stiftungskonstruktion aber eben nicht möglich.

Nach langem Hin und Her hat die B&C-Stiftung den Italienern ihre Substanzgenuss- und Begünstigtenrechte dann 2008 um 1,2 Milliarden Euro abgekauft. Auch Tojner war damals im Rennen gewesen, vorübergehend mit B&C. Heute gehören der B&C-Industrieholding 52,7 Prozent an der Amag, 50 Prozent an Lenzing und 54,2 Prozent an Semperit sowie zehn Prozent am Gesundheitskonzern Vamed. Die Beteiligungen haben 2017 rund 4,2 Mrd. Euro umgesetzt, der Gewinn (Ebit) betrug 495 Mio. Euro.

Zuwendungen nicht vorgesehen

Und: Laut Punkt VI.1 der aktuellen Stiftungsurkunde sind die Begünstigten aus der Stiftung die Aktionäre der HVB "nach Maßgabe ihrer Beteiligung an der HVB". Ihnen sollen aber "grundsätzlich keine laufenden Zuwendungen" aus der Stiftung gemacht werden, außer im Falle "außergewöhnlicher Umstände". Vielmehr sollen die Stiftungsgewinne in die Beteiligungen reinvestiert bzw. für Käufe verwendet werden. Letztbegünstigte sind sämtliche HVB-Aktionäre.

Laut Rechtsansicht der jetzigen Verantwortlichen der B&C wurden all diese Begünstigtenrechte aber 2008 von den Italienern an die B&C abgetreten. Die seien durch Verzicht erloschen. Tojner bzw. seine Juristen argumentieren dem Vernehmen nach damit, dass der Verzicht nur für Unicredit gilt, nicht für etwaige Rechtsnachfolger. Man könne sehr wohl Ausschüttungen fordern, vorausgesetzt, die Stiftungsurkunde würde in dem Punkt geändert. Und: Die Stiftung solle die genannten 100 Mio. sowie die 150 Mio. Euro für die Unicredit gleich selbst springen lassen, unter dem Titel "Zuwendung im Fall außergewöhnlicher Umstände" (Stiftungsurkunde VI.1).

Bei der B&C würde man all das als Vertragsbruch der Italiener werten, sagen mit der Sache Vertraute. Klagen seien vorbereitet. (Renate Graber, 20.10.2018)