Hartberg – Rapid besticht in dieser Saison durchaus durch eine gewisse Konstanz. Sobald im Lager der Hütteldorfer ein zarter Aufwärtstrend vermutet wird, setzt es sofort einen Nackenschlag. Ein Prachtexemplar davon verabreichte am Samstag Hartberg, die Grün-Weißen schlitterten beim Aufsteiger in eine 0:3-Blamage.

Nach der vierten Niederlage aus den jüngsten fünf Meisterschaftspartien begann die Ursachenforschung, die schnell Ergebnisse bringen muss. Selbst die Qualifikation für die ersten sechs der Meistergruppe erscheint nun nicht mehr als Selbstverständlichkeit. Zur Halbzeit des Grunddurchgangs schmückt der Rekordmeister Platz acht.

Diese Endplatzierung wäre bloß genug für die Qualifikationsgruppe, man könnte in diesem Fall von einem Horrorszenario sprechen. "Wir können es uns schlicht und einfach nicht erlauben, nicht in die Top sechs zu kommen", sagte Sportgeschäftsführer Fredy Bickel.

Hartbergs Coup zum Nachschauen.
ORF

Selbstläufer laufen nicht

Durch den 1:0-Heimsieg über Mattersburg vor zwei Wochen war Hoffnung aufgekeimt, nun folgte trotz zweiwöchiger Länderspielpause im zweiten Match unter Dietmar Kühbauer der Rückfall in alte Muster. Bickel setzte das schwer zu. "Es macht dich völlig leer, es war völlig enttäuschend", meinte der Schweizer.

Den Spielern müsse klar werden, dass eine Änderung auf dem Trainerposten nicht automatisch einen Aufschwung bedeute. "Seit ich da bin, habe ich das Gefühl, wenn ein Trainerwechsel passiert, denken alle, jetzt läuft es von selbst. Aber so läuft es nicht", so der seit knapp zwei Jahren amtierende Bickel. Die Forderung: "Wir müssen dem Trainer und uns selbst helfen."

Das war in Hartberg ganz und gar nicht der Fall, weil die Mannschaft nicht mit der notwendigen Konsequenz bei der Sache war. Bickel: "Wir suchen immer spielerische Lösungen, aber du wirst Spiele haben, wo es nur über den Kampf geht, und dann muss man den Kampf annehmen. In so einem Match wie gegen Hartberg muss man die Brechstange rausnehmen und etwas erzwingen."

Auf mangelndes Vermögen des Kaders sei sang- und klanglose Niederlage nicht zurückzuführen. "Die Qualität ist da, davon bin ich überzeugt. Jeder Spieler hat Potenzial, aber wir tun uns schwer, es als Mannschaft abzurufen", meinte Bickel.

Der Sitz auf dem hohen Ross scheint unangemessener denn je: Rapid-Anhang in Hartberg.
Foto: apa/scheriau

Rätselnder Kapitän

Kapitän Stefan Schwab zeigte sich diesbezüglich gegenüber Sky selbstkritisch. "Ich verstehe einfach nicht, warum wir komplett ohne Begeisterung auftreten, nicht den Spaß oder die Lust auf Fußball haben", rätselte der Mittelfeldspieler. "Es wird von außen immer nur über den Trainer geredet, aber im Grunde genommen müssen nur wir Spieler uns an der Nase nehmen, weil das einfach von jedem Einzelnen von uns zu wenig ist."

Ansetzen könnten Schwab und seine Kollegen bei der Quote von gewonnenen Zweikämpfen, die betrug nämlich schwache 41 Prozent. "Das ist einfach zu wenig, um Hartberg zu fordern", wusste auch Kühbauer. Er muss die Hütteldorfer nun eher zügig auf Kurs bringen. "Aber ich habe keinen Zauberstab. Mir bleibt aufgrund der vielen Spiele in den nächsten Wochen wenig Zeit um zu trainieren."

Bereits am Mittwoch fliegt Rapid nach Spanien, wo tags darauf das Europa-League-Duell mit Villarreal auf dem Programm steht. Bis zur nächsten Länderspielpause warten innerhalb von 18 Tagen sechs Partien, eine jede davon hat nun richtungsweisenden Charakter angenommen. (APA, red, 21.10.2018)