ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht sich nun mit einem Fall konfrontiert, der laut "Spiegel" in die Gegenwart reicht.

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Wien – "Es geht nicht darum, den Sailer in seiner letzten Ruhe zu stören. Darum ging es nie. Es geht um ein Systemversagen." So reagiert Nicola Werdenigg auf vom Nachrichtenmagazin "Spiegel" transportierte Vorwürfe gegen Toni Sailer und Karl Kahr. Da wird eine anonym bleibende Frau zum Fall Sailer zitiert: "Ich war 14, schüchtern und naiv, als er mich im Hotel Bon Alpina in Innsbruck-Igls vergewaltigt hat." Und zu Kahr: "Dann kam Karl Kahr dazu, befahl mir, mich anzuziehen, und notierte sich meinen Namen samt Adresse. Anschließend ließ er mich heimfahren."

Gegenwartsbezug

Ein Systemversagen wurde vom ÖSV stets in Abrede gestellt. Nun sieht sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel aber auch mit einem Fall konfrontiert, der laut Spiegel in die Gegenwart reicht. Ein noch heute tätiger "Spartentrainer des ÖSV", heißt es, war "als junger Mann vor Jahrzehnten bei der Massenvergewaltigung eines Mädchens dabei".

Eine ÖSV-Reaktion steht aus, auch die Kronen Zeitung als ÖSV-Partner ignorierte die Spiegel-Geschichte. Im Jänner, als mehrere Medien, auch der STANDARD, darüber berichteten, wie die Regierung Kreisky eine mutmaßliche Gewalttat Sailers 1974 in Zakopane diplomatisch begleitete, gab es heftige Reaktionen. Sportminister Heinz-Christian Strache ortete eine "miese Kampagne" gegen Sailers Andenken.

Nachdem eine Ex-Skirennläuferin im Februar in der "Süddeutschen Zeitung" erklärt hatte, Kahr habe sie als Minderjährige vergewaltigt, und eine weitere Ex-Rennläuferin angab, Kahr habe sie zu vergewaltigen versucht, sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: "Jeder einzelne Fall, sollte er bewiesen werden, tut mir natürlich sehr, sehr leid. Aber die Beweise müssen auf den Tisch." Kahr hat gegen die "SZ" ein Verfahren angestrengt, es wird am Donnerstag in Wien eröffnet. (fri, 21.10.2018)